Nachhaltigkeit

07.12.2015
Alina Strickmann

Projekt zur Torfmooskultivierung gestartet

Auf der Suche nach alternativen Ausgangsstoffen

Klasmann-Deilmann hat das weltweit größte Projekt zur Kultivierung von Torfmoosen in Gang gesetzt. In enger Kooperation mit der Universität Hannover wollen wir bis Ende 2016 insgesamt zehn Hektar ehemaliger Torfgewinnungsflächen herrichten. Mehr als drei Hektar haben wir in den vergangenen Wochen bereits mit Torfmoosen beimpft. Ziel des mit Mitteln des Landes Niedersachsen geförderten Projektes ist es, einen nachwachsenden Rohstoff für die Substratherstellung zu entwickeln. Dazu muss das Wachstum der Torfmoose angeregt werden und zu nennenswerten Erntemengen führen.

„Mit dem Sammeln und Ausbringen der Torfmoose haben wir die erste Phase des Projektes erfolgreich abgeschlossen“, resümiert Geschäftsführer Moritz Böcking. Über die Wintermonate kommt es nun darauf an, dass sich die Ausbringungsflächen gut entwickeln und die Torfmoose den Standortwechsel verkraften. Im kommenden Jahr weiten wir das Projekt deutlich aus, wenn wir die verbleibenden zwei Drittel der Flächen beimpfen. In diesem Zusammenhang testen wir verschiedene Be- und Entwässerungstechniken, um Wasserschwankungen zu minimieren. „Zugleich beginnen wir mit umfangreichen Versuchen, um die Moose auf ihre Substrat-Tauglichkeit zu testen. Auch die Entwicklung einer praktikablen und wirtschaftlichen Erntetechnik steht auf der Agenda“, so Böcking.

Der Startschuss für das Forschungsprojekt zur Torfmooskultivierung war im vergangenen Sommer gefallen. Mögliche Veränderungen der Biodiversität auf den Flächen und die Entwicklung von Treibhausgasemissionen werden seither durch die Universität Hannover und das Thünen-Institut aus Braunschweig wissenschaftlich untersucht. „Wir gehen davon aus, dass mit dem einsetzenden Wachstum der ausgebrachten Torfmoose die Bindung von Treibhausgasen beschleunigt werden kann“, so Böcking. Parallel dazu findet ein kontinuierlicher Austausch mit dem kanadischen Torfverband statt, der ähnliche Projekte verfolgt. Überdies ist die International Peatland Society eingebunden, die die Ergebnisse solcher Vorhaben bündelt und wissenschaftlich weiter untersucht. „Wir freuen uns insbesondere über die enge und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Landkreis Emsland, der grünes Licht für dieses wichtige Forschungsprojekt gibt.“

Die für das Vorhaben notwendigen Bulten-Torfmoose haben wir renaturierten Flächen entnommen und anschließend auf Flächen ausgebracht, auf denen die reguläre Wiedervernässung bereits erfolgt war oder noch ausstand. Hierfür holten wir umfangreiche Genehmigungen der zuständigen Behörden ein, um sicherzustellen, dass das Projekt höchsten Umweltstandards entspricht. „Wir kommunizieren dieses Projekt möglichst transparent und stehen für den offenen Dialog mit Naturschutzverbänden bereit“, sagt Böcking.

Nach aufwendigen Vorbereitungen hatten wir zunächst das erste Drittel der zwei 5 Hektar großen torfmooskultivierung_2_071215Ausbringungsflächen für die „Beimpfung“ mit Torfmoosen vorbereitet. Im Oktober fand die eigentliche Torfmoosentnahme im „Wilden Moor“ bei Papenburg statt. Die Torfmoose brachten wir sodann in den Ausbringungsflächen im „Provinzialmoor“ und „Drenth“ aus. Zum Schutz vor der Witterung sind die empfindlichen Torfmoos-Sprossen inzwischen mit Stroh bzw. Schattenvlies abgedeckt.

Auf der Wiedervernässungsfläche „Provinzialmoor“ entsteht nun eine „Sphagnum-Bank“ als Torfmoosreservoir für zukünftige Renaturierungsflächen. Die ehemalige Torfgewinnungsfläche „Drenth“ hingegen dient uns als Labor, in dem das Biomassenwachstum und die Resistenz der verschiedenen kultivierten Torfmoose sowie ihre Eignung als Substratausgangsstoff getestet werden.