Das Gebäude erzählt eine Geschichte
Eine Führung durch das Innovation Center
Kleine Details sind überall versteckt und nicht jeder kennt sie oder nimmt sie auf den ersten Blick wahr. Dirk Röse (Leiter Corporate Communication) hat mich auf eine Tour durch das Innovation Center mitgenommen, um mir die Geschichte hinter dem Gebäude zu erzählen.
Unsere Führung beginnt draußen vor dem Innovation Center
Die besondere Form und das eher untypische Aussehen des Gebäudes fallen sofort auf.
Skadi: Wie kam es zu dieser Form des Gebäudes?
Dirk: Das Gebäude soll sich in die Landschaft einfügen, es soll nicht störend wirken, sondern einen angenehmen Akzent setzen. Den Architekten ist das sehr gut gelungen. Insbesondere die großen Fenster und die geraden Linien führen dazu, dass das Gebäude aus der Ferne eher zierlich wirkt. Erst wer ins Foyer kommt, erkennt, wie groß es wirklich ist. Viele Gäste sind überrascht, wenn sie das Innovation Center das erste Mal betreten.
Wir machen uns auf den Weg in das Innovation Center, halten aber schon auf der Brücke wieder an.
Skadi: Was hat es mit diesem Becken auf sich? Es ist mit Torf gefüllt, es wird von einem Graben durchzogen, der durch Regenwasser gespeist wird, und es wachsen überall hochmoortypische Pflanzen, vor allem Torfmoose.
Dirk: Das Torfbecken und die Brücke haben für uns eine wichtige Bedeutung. Der Rohstoff Torf zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte von Klasmann-Deilmann, er ist bis heute eine zentrale Grundlage für unseren anhaltenden Erfolg. Hinter dem Torfbecken verbirgt sich eine Symbolik: Wer zu Klasmann-Deilmann gelangen möchte, kommt am Torf nicht vorbei, sondern muss ihn einmal überqueren. Unsere enge Verbundenheit mit diesem Rohstoff kommt damit zum Ausdruck. Gleichzeitig lässt man den Torf hinter sich, wenn die Brücke überquert ist. Hinter dem Torf geht es weiter und genau genommen beginnt erst hinter dem Torf das Innovation Center …
Skadi: Und die Torfmoose?
Dirk: Das ist die dritte Symbolik hinter dem Torfbecken. Torfmoose, Sonnentau und andere hochmoortypische Pflanzen zeigen, dass wir nach der Gewinnung auch für die Renaturierung sorgen. Gerade bei diesem Thema machen wir derzeit wieder große Fortschritte und entwickeln unsere Kompetenzen weiter. Die gezielte Ansiedlung von Torfmoosen beschleunigt die Renaturierung. Das kann man im Torfbecken besonders gut erkennen.
Skadi: Was man von hier ja nicht erkennen kann, ist die U-Form des Gebäudes. Hat auch sie einen tieferen Sinn?
Dirk: Jedes Gebäude bildet eine in sich geschlossene Einheit. Dass wir aber keine abgeschottete Welt sind, in der wir um uns selbst kreisen, verdeutlicht die U-Form. Das Gebäude bleibt an einer Stelle offen, so dass sich Horizonte öffnen. Der Blick geht in die Weite, geht in die Zukunft, geht bewusst auch ein wenig ins Ungewisse.
Skadi: Die Brücke symbolisiert also auch einen Übergang von der Gegenwart in die Zukunft?
Dirk: Ja, ganz genau.
Im Gebäude geht unsere Führung weiter
In der Eingangshalle fallen mir direkt die großen Schwarz-Weiß-Bilder auf, die offenbar Menschen aus der ganzen Welt zeigen. Nur ein paar davon konnte ich in meiner kurzen Zeit im Unternehmen kennenlernen.
Skadi: Die Bilder zeigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Klasmann-Deilmann, richtig?
Dirk: Ja und nein. Wir sehen hier zum einen Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Darüber hinaus haben wir aber auch Bilder unserer Kunden aus Irland, Marokko und China ausgewählt. Dargestellt wird auf diese Weise die große Klasmann-Deilmann-Familie, die nicht nur die ganze Welt umspannt, sondern gleichermaßen auch unsere Partnerunternehmen und unsere Kunden einbezieht.
Skadi: Die Weltkarte an der Wand ist ja eher ein typisches Motiv, für das sich viele Unternehmen entscheiden.
Dirk: Das ist tatsächlich so. Wenn ein Unternehmen die eigene Internationalität auf einen Blick zeigen möchte, ist die Weltkarte nach wie vor das Bild, das jeder Betrachter sofort erfassen kann. Und viele Gäste sind doch erstaunt, weil ihnen nicht bewusst war, dass wir von Europa aus bis nach Hawaii, Chile, Japan und Neuseeland unterwegs sind, wie viele Tochtergesellschaften und Vertriebspartner wir haben.
Skadi: Die Eingangshalle ist wirklich groß und sehr offen.
Dirk: Sie soll zeigen, dass hier genug Platz für Ideen und Innovationen ist, die uns weiter nach vorne bringen. Die offene Bauweise zieht sich übrigens durch das ganze Gebäude. Anstelle von Mauern wurden überall Glaswände eingezogen oder sogar ganz auf Wände verzichtet. Die Transparenz, die wir nach außen immer stärker pflegen, hat hier eine Entsprechung nach innen.
Skadi: Die Wände sind weiß gestrichen, hier und da gibt es Sichtbeton, immer wieder sieht man Holz.
Dirk: Maßgabe war, dem Licht von außen im Innern möglichst wenige Grenzen zu setzen. Auch das sprach für Glaswände. Und deshalb blieben auch die Betonmauern hell. Holz ist natürlich an sich ein toller Baustoff, und es lag nahe, ihn zu nutzen. Dass die Fassade mit Holz verkleidet ist, dass wir auch im Innern viel Holz sehen, hat aber vor allem mit unseren Geschäftsmodellen zu tun. Im Substratbereich nutzen wir immer mehr Holz, wir heizen mit Holz, wir sind im Bereich der nachwachsenden Rohstoffe und erneuerbaren Energien aktiv.
Der Ausstellungsbereich
Unser Weg führt nun tiefer ins Gebäude hinein. Rechts sind unsere Rohstoffe in den Boden eingelassen: Schwarztorf, Weißtorf, Holzfasern, Grünkompost, aber auch Dünger, Sand, Tongranulat und sogar der Growcoon. Direkt gegenüber stehen drei Ausstellungswände, auf denen zurzeit Fotos der letzten Internationalen Pflanzenmesse zu sehen sind – und wieder viele unserer Vertriebspartner und Kunden.
Skadi: Hier beginnt der Ausstellungsbereich …
Dirk: … mit unseren Rohstoffen. Die soll man sich hier übrigens nur anschauen. Wer sie auch anfassen möchte, findet weiter hinten vier Schubladen, in denen die gleichen Stoffe greifbar sind.
Skadi: Geradeaus hängen unsere Verpackungen, in Einzelteile zerlegt, um auf die prägenden Elemente aufmerksam zu machen.
Dirk: Nach den Menschen, die hier arbeiten, und den Rohstoffen wird nun unser Endprodukt gewürdigt – der Kern unserer Arbeit.
Außerdem gibt es vier Kurzfilme, die ganz bewusst ohne Ton laufen und eine kurze Einführung in wichtige Themen geben: unsere Substrate, unsere Vision, unser Bereich Bioenergy und unsere nachhaltige Entwicklung.
Skadi: Vermutlich bleiben aber viele Besucher am Touch-Table stehen …
Dirk: Das stimmt allerdings. Wenn es die Zeit erlaubt, gehe ich mit manchen Besuchergruppen am Ende einer Veranstaltung hierher und bitte sie, das Quiz zu spielen. Dann können sie testen, was sie schon über Klasmann-Deilmann wissen. Das funktioniert übrigens auch gut mit Praktikanten, bevor sie uns wieder verlassen …
Skadi: Danke für den Tipp, ich werde mich gut vorbereiten.
Unter dem Bildschirm entdecke ich Schubladen mit großen Plakaten, die hervorgezogen werden können und unsere Wertschöpfungskette mit den wichtigsten Daten und Fakten präsentieren.
Mein Blick fällt dann auf die Bibliothek. Hier findet man Sachbücher über Moore, Torfabbau und Renaturierung, über den Gartenbau, Substrate und Substratausgangsstoffe, über die Geschichte unserer Branche und unseres Unternehmens sowie zahlreiche Bücher zu wirtschaftlichen Themen.
Dirk: Die Bücher der Bibliothek sind nicht nur zum Ansehen gedacht, man darf sie auch ausleihen.
Der Innenbereich
Nachdem wir nun den gesamten Bereich der Eingangshalle, der Bibliothek und der Ausstellung erkundet haben, werfen wir einen kurzen Blick in einen der Bürobereiche.
Skadi: Wie kam es zu dieser Innenausstattung? Die Möbel in ihren Pastelltönen wirken sehr freundlich.
Dirk: Die Natur hat die Farbgebung bestimmt. Die Innenarchitekten haben sich an der Palette von Farbtönen der Landschaft orientiert: Grün, Orange, Gelb, auch ein wenig Rot, selbst Grau und Weiß zählen zur Farbpalette der Natur und – ganz klar – auch wieder das Holz. Ist dir aufgefallen, welche Farbe fehlt?
Skadi: Der blaue Himmel fehlt.
Dirk: Und sogar dafür gibt es einen Grund: Blau ist im Corporate Design von Klasmann-Deilmann nicht vorgesehen, alle anderen Farben aber sehr wohl. Den meisten Gästen fällt das übrigens gar nicht auf.
Darüber hinaus gibt es auch eine prägende Form, die sich überall wiederfindet.
Skadi: Die langgestreckten Flächen?
Dirk: Genau. Die langgezogenen Formen sind eine Hommage an unsere Torfgewinnungsflächen. Man findet sie überall im Gebäude. Die Außenfassade hat sie, es gibt Teppiche, deren Muster aus langen Linien besteht, das feuerbehandelte Holz der Raumtrenner besteht aus derselben Form, die Rückenlehnen vieler Stühle und der Alkoven sind langgestreckt, selbstverständlich auch die Jalousien und die Bürotische.
Natur als Vorbild
Wir laufen über weiche Teppiche, die eine schalldämmende Funktion haben. Auch von der Decke hängen schallschluckende Platten herab. Obwohl hier einige Kolleginnen und Kollegen quasi im selben Raum arbeiten, reden und telefonieren, bleibt es überraschend ruhig.
Unser Weg führt durch die Academy, in der ausnahmsweise keine der zahlreichen Veranstaltungen stattfindet. Auch die Meeting Points sind gerade menschenleer. Nur in der Cantina, durch die schon dezent der leckere Duft des bevorstehenden Mittagessens zieht, sitzen einige Kolleginnen und Kollegen beim Kaffee zusammen, auf dem Tisch einige Unterlagen.
Mir fällt auf, dass alle Gegenstände eckig sind – abgesehen von der Mauer an der Zentrale und einer Wand im Sitzungsraum Geeste. Diese sind die einzigen abgerundeten Formen im Innovation Center. Ich habe den Eindruck, das Gebäude mit den dahinterstehenden Ideen schon deutlich besser zu verstehen.
Dennoch bleibt für mich eine Frage offen …
Skadi: Was macht deiner Meinung nach das Gebäude so besonders?
Dirk: Wir arbeiten seit mehr als zehn Jahren daran, Klasmann-Deilmann neu zu definieren. Es geht um neue Rohstoffe, mehr Transparenz, neue Ideen, übergreifende Kooperationen, offenen Dialog, mehr Innovationen, eine nachhaltige Entwicklung, gezielte Wege in die Zukunft. Vor allem nach außen und auf Produktebene haben wir in dieser Zeit sehr viel erreicht. Auch nach innen kommen wir mit großen Schritten voran. Alle diese ambitionierten Vorhaben und Entwicklungen spiegeln sich im Innovation Center wieder. Wir haben nun das Gebäude, das zu uns passt.
Damit endet unser Rundgang durch das Innovation Center und ich bedanke mich für die Einblicke in ein eindrucksvolles Gebäude.