Unternehmen

27.08.2019
Alina Strickmann

Der positive Weg zu mehr Nachhaltigkeit

IAV und IHK mit Industrie-Dialog bei Klasmann-Deilmann

Ein Konsens wurde nicht erzielt bei der Frage, wer für Nachhaltigkeit verantwortlich ist. Es gab ein Plädoyer, das die Regierung in die Pflicht nimmt, ein anderes sah die Bürgerinnen und Bürger in der Verantwortung und ein drittes schickte die Industrie an die vorderste Front. Als ein Ergebnis aus dem jüngsten „Industrie-Dialog“ von IAV und IHK der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim lässt sich aber festhalten, dass im Optimalfall alle Beteiligten ihre eigene Verantwortung erkennen und wahrnehmen.

Der „Industrielle Arbeitgeberverband“ (IAV) und die „Industrie- und Handelskammer“ (IHK) der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim hatten zu ihrem jährlichen gemeinsamen „Industrie-Dialog“ eingeladen. Nachdem es im vergangenen Jahr um „Digitalisierung“ gegangen war, stand diesmal „Nachhaltigkeit“ auf der Agenda. Angesichts des zweiten trockenen Sommers in Folge, angesichts der Bewegung „Fridays For Future“ und angesichts der steigenden Popularität „grüner“ Themen in Bevölkerung und Politik trug die Veranstaltung zu einem der brandaktuellen Debatten bei.

Gastgeber für den Industrie-Dialog war die Klasmann-Deilmann GmbH, die sich eingehend mit einer nachhaltigen Entwicklung befasst und sich auch auf diese Weise an die Spitze der internationalen Substratbranche setzen konnte. Geschäftsführer Moritz Böcking erinnerte daran, dass „es vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen wäre, ein Unternehmen zu Natur- und Klimaschutz anzuhören, das Torf gewinnt und nutzt.“ Vor diesem Hintergrund zeigte er sich besonders erfreut, mit Vertretern aus IAV und IHK über dieses essentiell wichtige Thema diskutieren zu können.

Begrüßt wurden die rund sechzig Gäste durch Matthias Hopster, Vizepräsident der regionalen IHK. Durch die Veranstaltung führte der Journalist und Lehrer Dr. Tobias Romberg. Im Publikum saßen unter anderem Landrat Reinhard Winter aus dem Emsland, IAV-Geschäftsführerin Sabine Stöhr und der CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann.

Dr. Jan Köbbing, Nachhaltigkeitsmanager bei Klasmann-Deilmann, führte in das Thema ein und berichtete, mit welchen Fragestellungen sich das Unternehmen auseinandersetzt, um die eigene nachhaltige Entwicklung voranzubringen. Er erläuterte die drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales, die erst in ihrer Gesamtheit eine nachhaltige Entwicklung ermöglichen. Wichtig sei darüber hinaus der Dialog mit den Interessensgruppen aus Politik und Wirtschaft, der Belegschaft und den Gesellschaftern sowie im speziellen Fall von Klasmann-Deilmann auch aus dem Umwelt- und Klimaschutz. Nur auf diesem Wege könne die Erwartungshaltung an das Unternehmen konkretisiert werden, nur so könne Klasmann-Deilmann die eigenen „wesentlichen Themen“ erkennen und sich ihrer annehmen.

Theresa Eyerund vom Institut der deutschen Wirtschaft e.V. in Köln vertiefte den Themenkreis u. a. mit Erkenntnissen aus der Statistik. Sie erörterte, dass Umwelt- und Klimaschutz zurzeit eine hohe Priorität genießen, weil die Bewegung „Fridays For Future“ eine ungeahnte Popularität genießt. Zuletzt waren grüne Themen nach der Katastrophe von Fukushima als ebenso wichtig erachtet worden. Sie wies zugleich darauf hin, dass z. B. wirtschaftliche Themen zu Zeiten wirtschaftlicher Krisen an Bedeutung gewinnen und dass Fragen der inneren Sicherheit anlässlich von Terrorakten als besonders dringlich erscheinen. Das Empfinden für eine bedeutende Krise folgt demnach auch immer tagesaktuellen Ereignissen. Dennoch könne Nachhaltigkeit auch angesichts solcher relativierender Fakten nicht in den Kreis der vorübergehenden Modethemen verbannt werden. Nachhaltigkeit werde sich wahrscheinlich als wichtiges Thema dauerhaft durchsetzen, weil immer mehr Menschen es dauerhaft sehr ernst nehmen. Sobald die „kritische Masse“ der ernsthaft Interessierten erreicht sei, würde auch der Rest der Bevölkerung einfach mitgezogen.

Auf Basis dieser Erkenntnisse entspann sich bei der anschließenden Podiumsrunde eine lebhafte Diskussion. Erörtert wurde die Frage, inwieweit Nachhaltigkeit ein ernstzunehmendes Dauerthema bleiben werde und wer die Verantwortung übernehmen sollte, damit sich eine nachhaltige Entwicklung auf möglichst breiter Ebene durchsetzt. Moritz Böcking wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es die Industrie sei, die in Vorleistung gehe und zahlreiche Konzepte zum Umwelt- und Klimaschutz vorlege. Im Falle von Klasmann-Deilmann sei dies u. a. ein innovatives Verfahren zur Renaturierung ehemaliger Gewinnungsflächen. Es käme nun auf die Politik an, diesen Projekten eine Chance zu geben und sie gegebenenfalls zu fördern. Anreize zum Natur- und Klimaschutz zu geben sei in jedem Falle der „positivere Weg“ im Vergleich zu Instrumenten wie der CO2-Steuer.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete die feierliche Preisverleihung anlässlich eines Foto-Wettbewerbs. IAV-Präsident Olaf Piepenbrock und Matthias Hopster zeichneten dabei einige Jugendliche für besonders gelungene Arbeiten aus. Das Schlusswort hielt Olaf Piepenbrock, der noch einmal unterstrich, dass es die Industrie sei, von der die Innovationen kommen …