Karriere | Nachhaltigkeit

18.04.2018
Dirk Röse

Zwei Auszubildende werden Klimalotsen

Klimacheck im Unternehmen

Wer weiß, wie er Energie sparen oder effizient nutzen kann, wer bei Konsum, Ernährung und Mobilität das Klima im Blick hat, kann einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Je früher man für das Thema sensibilisiert ist, desto besser. Deshalb macht Klasmann-Deilmann erneut bei der Weiterbildung für Auszubildende zum Klimalotsen mit. In diesem Jahr sind Julia Roling und Nick Poschmann dabei und nehmen unser Unternehmen im Klimacheck näher unter die Lupe.

Bewaffnet mit Stift und Block ziehen Julia Roling und Nick Poschmann durch unsere Betriebsgebäude in Geeste und inspizieren jeden Winkel. Christian Nienhusmeier, Projektleiter für Energietechnik, unterstützt sie bei ihrer Untersuchung und gibt ihnen Hinweise, worauf sie achten müssen. Sie nähern sich dem neuen Gebäude, unserem Innovation Center. „Die Wände sind mit recycelbarem Material verkleidet. Seht ihr das?“ Christian Nienhusmeier zeigt auf die Vertäfelung an der Fassade. „Von Weitem sieht man es nicht, aber das ist Holz“, erklärt er und klopft auf das Material.

blankDer Bau ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen. Deshalb lässt sich hier vieles entdecken, was sonst „versteckt“ wäre. Der Projektingenieur steckt seine Hand hinter die Fassade und zupft die Ecke einer Mineralwollmatte hervor, das Dämmmaterial. „Das neue Gebäude ist nach dem Standard für ein KfW-Effizienzhaus 55 gebaut. Das bedeutet, dass durch Dämmstoffe, Verglasung und das Heizkonzept relativ wenig Energie benötigt wird.“

Lesen Sie hier unseren Artikel zu Photovoltaik als Baustein für Nachhaltigkeit.

Die drei gehen zum neuen Versuchsgewächshaus. Die Wände des Glashauses sind doppelt verglast. „Auch hier war uns Energieeffizienz wichtig. Deshalb läuft vieles automatisch: die Temperatursteuerung, das Öffnen und Schließen von Fenstern und die Ausrichtung der Energieschirme“, erklärt Christian Nienhusmeier. „Die Schirme sorgen dafür, dass die Wärme im Gewächshaus bleibt und schützen gleichzeitig die Pflanzen vor übermäßiger Sonneneinstrahlung und Überhitzung.“ Trotzdem verbrauche das Versuchsgewächshaus im Vergleich zur neuen Unternehmenszentrale deutlich mehr Energie. „Das liegt auch daran, dass hier konstant, also im Sommer genauso wie im Winter und nicht nur tagsüber sondern auch nachts, eine bestimmte Temperatur gehalten werden muss.“ Ein anderer Grund ist das häufige Lüften, um die relative Luftfeuchtigkeit zu senken.

Es geht weiter in die Werkstatt, ein Gebäude aus den 20er Jahren. Die Bauweise war hier noch eine ganz andere, Dämmung und Isolierung gehörten noch nicht zum Standard. „Das erfordert eine andere Herangehensweise, um es warm zu bekommen. Deshalb arbeiten wir hier mit Dunkelstrahlern“, sagt Christian Nienhusmeier und erklärt den Auszubildenden die Funktionsweise der Strahler, die nicht wie andere Heizsysteme die Umgebungsluft erwärmen, sondern Festkörper.

blankZusammen werfen die drei einen Blick in den Heizungsraum, sie schauen sich die Lichtquellen an, die inzwischen fast alle auf LED basieren und es steht fest: Für den Klimacheck gibt es reichlich Material und vieles zu bedenken. In dem ersten Unterrichtsblock der Ausbildung zum Klimalotsen haben beide viel Input gesammelt und ‑ neben der Aufgabe im Unternehmen einen Klimacheck durchzuführen ‑ machen sie eine Umfrage, um herauszufinden, wie viele Mitarbeiter mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. „Der Anteil wird aber vermutlich nicht so hoch sein“, wirft Nick Poschmann (Ausbildung zum Industriemechaniker für Instandhaltung) ein. „Hier auf dem Land haben viele einen recht weiten Weg zur Arbeit. Das muss man auch bedenken, wenn man die Zahlen auswertet“, sagt der angehende Klimalotse.

Hier geht es zu einem weiteren Artikel über Klimalotsen in unserem Unternehmen.

Beide freuen sich schon auf die zweite Unterrichtseinheit der Ausbildung zum Klimalotsen. „Es war wirklich sehr informativ und ich habe viel für mich mitgenommen“, findet Julia Roling. „Auch das Gemeinschaftsgefühl war toll.“ Beispielsweise haben alle Klimalotsen gemeinsam klimafreundlich gekocht. „Das war schon herausfordernd“, erzählt die angehende Industriekauffrau. „Erst mussten wir uns einig werden und dann beim Einkauf auf Klimafreundlichkeit achten ‑ kein Fleisch, regionale Produkte, möglichst keine Plastikverpackung ‑ das hat länger gedauert als gedacht.“

blankFür den Klimacheck fühlen sie sich jetzt gut gerüstet. Im Unterricht haben sie sich intensiv mit den Klimaproblemen und dem ökologischen Fußabdruck des Menschen befasst, haben Strom- und Gasrechnungen unter die Lupe genommen und Berechnungen angestellt, und im Klimacenter Werlte lernten sie Möglichkeiten kennen, Energie einzusparen und damit den CO2-Austausch zu verringern, schauten sich unterschiedliche Dämmmaterialien und -systeme, Baustoffe und Heizanlagen an. Hinzu kommt, dass sich beide perfekt ergänzen. „Durch meinen Ferienjob auf dem Bau kannte ich mich schon ganz gut aus mit Dämmung und Heizungen“, erzählt Nick Poschmann. „Bei mir war es genau umgekehrt“, sagt Julia Roling. „Zum Klimaschutz hatte ich schon sehr viel in der Schule gemacht, aber Dämmung und Heizung ‑ das war für mich komplett neu.“

Ende Juni findet der zweite Unterrichtsblock statt. Hier wird es um die Auswertung der Ergebnisse gehen. Darauf sind wir schon sehr gespannt. Denn für uns ist es das dritte Mal, dass wir Auszubildende zur Ausbildung zum Klimalotsen entsandt haben. Dadurch konnten die Auszubildenden den Klimacheck auf einzelne Gebäude aufteilen. Die ersten beiden Kandidaten haben sich das jetzt ehemalige Verwaltungsgebäude angeschaut, die nächste Gruppe hat sich näher mit den Energiewerten der Werkstatt befasst und Julia und Nick machen den Klimacheck für die neue Unternehmenszentrale.

Die Ausbildung zum Klimalotsen ist ein Gemeinschaftsprojekt der Energieeffizienzagentur Landkreis Emsland, dem Klimacenter Werlte und der Jugendbildungsstätte Marstall Clemenswerth.