Nachhaltigkeit

24.09.2024
Dirk Röse

Wir brauchen mehr davon!

Workshop zum Sphagnum Farming

 

Die wichtigste Aussage kam schon vor Beginn der Veranstaltung. „Wir brauchen mehr davon,“ sagte Bernd Hofer, einer der weltweit anerkannten Experten für Moorböden, in kleiner Runde beim Begrüßungskaffee. Und für den Rest des Tages ging es immer wieder um die Frage, wie wir im großen Stil Torfmoose im Freiland anbauen, gewinnen, verwerten und vermarkten können.

Klasmann-Deilmann war Gastgeber des Workshops „Mit Torfmoosfarming in die Fläche – aber wie?“ Vorbereitet und durchgeführt wurde die Veranstaltung von Bernd Dreyer und Sjanie Hindenberg, unseren Fachleuten für Sphagnum. Eingeladen hatte das 3N-Kompetenzzentrum aus Werlte unter der Leitung von Jan Köbbing im Rahmen des Förderprojektes „PALUDIFarming“, in dem wir ebenfalls aktiv sind. Die Stärke des Meetings bestand darin, dass Akteure aller wichtigen Interessens- und Fachgebiete teilnahmen. Vertreten waren Universitäten, Institute, Politik, Landkreis und andere Behörden, Fachagenturen, Start-ups, Landwirtschaft und Substrathersteller.

Klasmann-Deilmann befasst sich seit zehn Jahren intensiv mit Torfmoosen, ihrem Anbau und ihrer Nutzung. Sphagnum Farming ist eine wesentliche Form der Paludikultur und könnte eines Tages als moorbodenschonende Flächenbewirtschaftung für den Natur- und Klimaschutz, die Landwirtschaft und die Substratbranche große Bedeutung gewinnen. Insbesondere Moorböden aus dem Agrarbereich werden für den Anbau wiedervernässt, um die Treibhausgasemissionen deutlich zu reduzieren. Die auf der Fläche wachsende Biomasse ist als nachwachsender Substratausgangsstoff bereits gut erforscht und aufgrund der hohen gartenbaulichen Eignung sehr begehrt.

Trotzdem kommt die Entwicklung nur langsam voran. Der Workshop nahm noch einmal sämtliche Chancen und Hemmnisse entlang der Wertschöpfungskette unter die Lupe. Wesentliche Hürden sind weiterhin:

  • die kosten- und zeitintensiven Genehmigungsverfahren, für die beispielsweise eine Reihe von Gutachten beauftragt werden müssen
  • die hohen Kosten für die Flächenherrichtung
  • die Optimierung der Wirtschaftlichkeit der bisher existierenden Anbausysteme
  • die Garantie ausreichender Erntemengen und lukrativer Absatzwege
  • die nicht ausgereifte Erntetechnik samt Aufbereitung der Rohstoffe
  • die Überzeugungsarbeit, um Landwirte für eine völlig neue Bewirtschaftung zu gewinnen
  • der hohe Preis pro Kubikmeter

Völlig neue Lösungsansätze brachte der Workshop nicht hervor. Doch es wurde einmal mehr sehr deutlich, welch ein wertvoller Rohstoff Torfmoose sind und dass eine hartnäckige Weiterarbeit auf diesem Gebiet unbedingt sinnvoll ist. Der nächste wichtige Schritt könnte darin bestehen, dass die vier Hauptakteure Landwirtschaft, Wissenschaft, Landkreise und Substratindustrie gemeinsam ein groß angelegtes Pilotprojekt umsetzen, mit dem Möglichkeiten aufgezeigt werden, Torfmoos-Farming wirtschaftlich umzusetzen und großflächig zu skalieren. Als mögliche Projektregion wäre vor allem das Emsland geeignet.