16.12.2016
Dirk Röse

Vor 95 Jahren wurde der Kabelkran über die Ems gespannt

Kleiner Exkurs in die Klasmann-Deilmann-Historie

Im Winter 1921 wurde in Meppen ein sogenannter Kabelkran über die Ems gespannt. Dieser stellte die Anbindung des Heseper Torfwerks an den Emshafen Meppen sicher, für das Unternehmen damals sozusagen das Tor zur Welt.

Nach dem 1. Weltkrieg war die Feldbahnverbindung nach Meppen unumgänglich für das Heseper Torfwerk, wollte es dauerhaft expandieren. Denn aufgrund der zu erwartenden Reparationszahlungen war die erhoffte Bahnverbindung von Meppen nach Ter Apel in ungewisse Ferne gerückt. Der Emshafen Meppen verfügte über einen Gleisanschluss, ebenso konnte hier aber auch auf Lkws oder Schiffe umgeladen werden. Voraussetzung für diese Anbindung war, die Ems zu überqueren.

Zwar gab es zur Überquerung der Ems eine Holzbrücke, doch für eine Feldbahn war sie nicht stabil genug und zu steil. Eine tragfähige Feldbahnbrücke wäre teuer gewesen: Die Ems hatte für Schiffe stets passierbar zu sein. Aufgrund des Hochwassers hätte eine Brücke mindestens 15 Meter hoch sein müssen. Zudem wäre für die Feldbahn der Bau von langen Rampen notwendig gewesen, da diese nur geringe Steigungen überwinden kann.

Eine Alternative hätte eine Transportseilbahn bieten können. Ein Vorbild gab es beim Torfwerk „Torfverwertung Dykerhoff“ im Poggenmoor bei Neustadt am Rübenberge (niedersächsische Stadt zwischen Hannover und Bremen). Doch die Seilbahn des Heseper Torfwerks hätte eine Strecke von mehr als zehn Kilometer überbrücken müssen. Neben dem Anschaffungspreis wären die Unterhaltungskosten nicht zu tragen gewesen.

Ein Seilkran als wirtschaftlichste Lösung

Deshalb stellte der Bau einer Werkbahn mit alternativer Emsquerung die wirtschaftlichste Lösung des Problems dar. Nach dem Ende des Krieges machte Georg Klasmann auf dem Holzlagerplatz eines Sägewerks in Haltern eine entscheidende Entdeckung: Quer über den Platz war ein Stahlseil gespannt, über das eine Laufkatze lief. Mit einem Flaschenzug und einer Greifzange konnte sie das Holz anheben und transportieren.

Für das Heseper Torfwerk war die Lösung gefunden: Ein Seilkran sollte die beladenen Werkbahnwaggons an das östliche Emsufer bringen und die Torfprodukte im Emshafen entladen.

2016-12-15-bb-historie_kabelkranKurzerhand wurde mit dem Werkbahnbau begonnen und der Auftrag für die Konstruktion eines Seilkrans vergeben. Und zwar an die Pohlig AG aus Köln. Das Unternehmen des deutschen Ingenieurs Julius Pohlig hatte bereits 1908 die erste Kabinen-Seilbahn für den öffentlichen Personentransport der Welt in Hongkong sowie 1913 die Seilbahn auf den Zuckerhut in Rio de Janeiro konstruiert und Weltruhm erlangt.

Allein das Tragseil des Krans in Meppen – wegen seines Querschnitts von 6,5 Zentimetern „Kabel“ genannt – wog bei einer Länge von 155 Metern 5,5 Tonnen. Zwischen zwei 20 Meter hohen Seilstützen wurde es im Winter 1921 über die Ems gespannt. Ein 70 Tonnen schweres Spanngewicht sorgte dafür, dass das stählerne Tragseil gespannt blieb und verhinderte ein Überbelasten durch zu schwere Ladegewichte.

Mit der Umstellung des Versands auf Lkw-Transport in Containern und Straßenrollern über Groß Hesepe und Dalum zum Bahnhof Osterbrock ab 1969 wie auch der Einrichtung von Verladeeinrichtungen im Werk selbst wurde der Kabelkran 1971 überflüssig und am 31. März 1974 zusammen mit den dazugehörigen Verladeanlagen am Ostufer abgebrochen.