Unternehmen

05.11.2020
Alina Strickmann

Trauer um Dr. Klaus Jürgen Deilmann

Wir trauern um unseren früheren Gesellschafter Dr. Klaus Jürgen Deilmann, der am vergangenen Sonntag nach einem erfüllten Leben im Alter von 93 Jahren in Bad Bentheim friedlich verstarb. Klaus Jürgen Deilmann und sein Bruder Hans Carl Deilmann führten über mehrere Jahrzehnte die Geschicke des Familienunternehmens C. Deilmann in 3. Generation, bis sie die Verantwortung im Jahr 2007 an Carl-Gerrit Deilmann und Carl-Joachim Deilmann übergaben. Schwerpunkte seiner erfolgreichen Arbeit lagen in der Montan-Industrie sowie im Erdöl-Erdgas-Geschäft. In den 1980er Jahren war er maßgeblich an der Veräußerung weiter Teile des Familienunternehmens an die damalige Preussag AG beteiligt. Immer wieder brachte er seine enge und wertschätzende Verbundenheit mit der Klasmann-Deilmann-Gruppe zum Ausdruck. Weggefährten schätzten die ruhige und konstruktive Art, mit der er wichtige Vorhaben, seine ausgewogene Überzeugung und das gemeinsame Ziel voranbrachte. Sein Handeln war durch Geradlinigkeit und Weitblick geprägt. In allem behielt er stets das Wohl des Unternehmens und seiner Beschäftigten im Blick.

Unser Mitgefühl gilt der Familie Carl-Gerrit Deilmann sowie allen Angehörigen und Freunden. Wir werden Dr. Klaus Jürgen Deilmann ein ehrendes Andenken bewahren.

Dr. Klaus Jürgen Deilmann wurde am 9. August 1927 in Dortmund geboren. Bis 1941 lebte er in seinem Elternhaus und besuchte anschließend eine Internatsschule in Bad Godesberg. Als Luftwaffenhelfer musste er ab Anfang 1943 an Flugabwehrgeschützen aushelfen, um deutsche Städte vor alliierten Bombenangriffen zu schützen. Es folgten Reichsarbeitsdienst und eine Zeit als Offiziersanwärter der Kriegsmarine. Bei Kriegsende geriet Jürgen Deilmann in eine kurze Gefangenschaft bei amerikanischen und britischen Streitkräften. Noch im Jahr 1945 kehrte er nach Dortmund zurück und machte dort 1948 sein Abitur. Von 1949 bis 1954 studierte er Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft an den Universitäten Bonn und Tübingen. Die daran anschließende Zeit in der Schweiz prägte ihn insbesondere in menschlicher Hinsicht tief, in bester Erinnerung blieb die „kleine und erstklassig besetzte Universität mit zahlreichen ausländischen Studenten“ in Bern, an der er sein Staatsexamen ablegte. Seine Doktorarbeit beschäftigte sich im Jahr 1956 mit den „Wettbewerbsmerkmalen im Steinkohlenbergbau unter besonderer Berücksichtigung des Ruhrkohlenbergbaues“.

1954 trat Jürgen Deilmann in die Braunschweigische Maschinenbau-Anstalt (BMA) ein, wurde 1957 Prokurist und stieg 1958 in den Vorstand auf. Zuständig war er für die Finanzen, die kaufmännische Verwaltung sowie für die Personalabteilung. Zeitweise übernahm er aber auch Vertriebsaktivitäten im Ausland, die ihn u. a. bis nach Russland, Indien, Kuba und Chile führten und bei denen ihm die in Bern erfahrene Internationalität zugute kam. „Diese Kontakte mit unterschiedlichen Menschen unterschiedlicher Kulturen haben sicherlich die Erlebnisse, die ich in der Schweiz gehabt habe, weiter verstärkt und im Rahmen des Engagements zu (…) Toleranz und Pragmatismus geführt“, resümierte er später. Bis Ende 1966 arbeitete Dr. Klaus Jürgen Deilmann bei der BMA, parallel dazu ab 1965 schon in der Geschäftsführung der C. Deilmann Bergbau GmbH.

In den Folgejahren übernahm er zahlreiche Aufsichtsratsposten wie bei der Deilmann-Haniel GmbH zwischen 1968 und 1993 (Vorsitzender 1989 bis 1993), der Deutag (1969 bis 1991), der Erdgas-Verkaufs-Gesellschaft (1968 bis 1991), der Westgas GmbH (1971 bis 1991) und der Preussag AG (1996 bis 2001). Von 1968 bis 1991 war er Mitglied des Beirates der Uranerzbergbau-GmbH sowie zwischen 1976 und 1992 der Ruhrgas AG und wurde 1982 stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes des Wirtschaftsverbandes Erdöl und Erdgasgewinnung e.V. Das grundlegende Verständnis seiner Arbeit fasste er rückblickend so zusammen: „In fast allen Etappen meines Berufslebens war ich veranlaßt, Kooperationen mit nationalen und internationalen Konzernen einzugehen. Kooperationen sind undenkbar ohne Toleranz und ohne Kompromisse. Wichtig ist nur, daß im Berufsleben Kompromisse sachlich begründet und so angelegt sind, daß sie halten.“

Auch in vielen Verbänden engagierte sich Dr. Klaus Jürgen Deilmann, so im Vorstand des Metallverbandes Niedersachsen und des Industrieausschusses Energie beim Bundesverband der Deutschen Industrie, als Vizepräsident und Schatzmeister der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, deren Ehrenmitglied im Präsidium er war, sowie als Vizepräsident des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln. Mit dem damaligen Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer verband ihn eine jahrelange enge Freundschaft. Nach dessen Ermordung durch deutsche Terroristen im Herbst 1977 wurde Dr. Klaus Jürgen Deilmann Vizepräsident der Hanns Martin Schleyer-Stiftung in Köln. Neben Mitgliedschaften u. a. in den Industrie- und Handelskammern Braunschweig und Osnabrück-Emsland sowie in den Wirtschaftsverbänden Niedersachsens verdient seine Tätigkeit im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft in Essen besondere Erwähnung. Die CD-Stiftung, mit deren Gründung sein Vater Carl Deilmann gewürdigt wurde, begleitete er bis zu seinem Lebensende. 2009 zog Dr. Klaus Jürgen Deilmann ein Fazit seiner breit gefächerten Verpflichtungen: „Ich glaube, daß es (…) wichtig ist, daß man bewußt im Leben sich Aufgaben stellt und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.“ Am 13. Oktober 1995 wurde ihm für sein gemeinnütziges Engagement in den Verbänden und die Unterstützung zahlreicher wohltätiger Zwecke das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

In seiner Heimatstadt Bad Bentheim unterstützte Dr. Klaus Jürgen Deilmann großzügig Sportvereine, Schulen, Freiwillige Feuerwehren, den Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes, die Freilichtbühne, das Sandsteinmuseum sowie weitere Einrichtungen und Vereine. Sein Augenmerk lag dabei stets auf der Verbesserung ihrer Infrastruktur über die Förderung von Investitionen. Darüber hinaus förderte Dr. Klaus Jürgen Deilmann großzügig überregionale Organisationen, wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, und Projekte, wie den Neubau des Kinderzentrums Bethel und der Frauenkirche Dresden.

Dr. Jürgen Deilmann verstarb am 1. November 2020 im Alter von 93 Jahren Zuhause in Bad Bentheim.