Heinz Post: „Reizvoll, den Wandel mitzugestalten“
Jubilare bei Klasmann-Deilmann
40 Jahre bei Klasmann-Deilmann – das können seit 2015 elf weitere treue Mitarbeiter stolz von sich behaupten: Hermann-Josef Bruna, Heinz Hessel, Albert Janssen, Birgit Kuite, Gerhard Meyer, Jose-Luis Nieto-Perez, Heinz Post, Bert von Seggern, Heinz Tholen, Walburga Wekenborg und Alfons Wolke sind dafür durch unser Unternehmen geehrt worden. Ich habe unseren Jubilar Heinz Post zu seinen Erfahrungen befragt. Im Interview schaut er zurück bis ins Jahr 1975 – und nach vorn.
Kim Karotki: Herr Post, Sie arbeiten bereits seit 40 Jahren bei Klasmann-Deilmann. Wie fing alles an?
Heinz Post: Ich bin in Schöninghsdorf Süd am Kanal aufgewachsen. Das „Torfwerk Annaveen“, heute zur Klasmann-Deilmann Produktionsgesellschaft Süd gehörend, lag quasi direkt vor unserer Haustür. Es mögen vielleicht 300 Meter Luftlinie gewesen sein. Die meisten Nachbarn waren beim Torfwerk beschäftigt und haben vom guten Arbeitsklima sowie vom sozialen Verhältnis des Arbeitgebers zu den Beschäftigten berichtet.
Auch mein Vater und meine Mutter waren dort tätig. Mutter war in den ersten Jahren für die Torfbahn-Brücke verantwortlich, die sie für durchfahrende Torfschiffe per Hand hochdrehen musste. Vater arbeitete als Maschinenführer in den Torfabbaufeldern. Ihm brachte ich mittags das Essen in einem sogenannten „Hänkelmann“ nach. Schon als Kind hatte ich also einige Eindrücke von der Arbeit mit Torf.
1975 war ich 15 Jahre alt und ein kurzer Arbeitsweg hilfreich. Ich wurde im Torfwerk als Jungarbeiter eingestellt und durfte ein halbes Jahr später eine Lehre als Betriebsschlosser beginnen. Weil ich die Ausbildungszeit um ein halbes Jahr verkürzen konnte, wurde ich zeitgleich mit meinen alten Schulkameraden fertig. In den Jahren nach der Ausbildung durchlief ich viele Bereiche, war also im Moorbetrieb ebenso beschäftigt wie in der Werkstatt und in der Produktion. Hierdurch konnte ich sehr viel Wissen und Erfahrung sammeln.
Kim Karotki: Worauf sind Sie besonders stolz, wenn Sie auf Ihre Zeit bei Klasmann-Deilmann zurückblicken?
Heinz Post: Auf meinen Werdegang vom Jungarbeiter über die Ausbildung als Betriebsschlosser und die Meisterschule bis hin zum „Leiter Moor“ bin ich schon stolz. Die spätere Ausbildung zum „Industriemeister Fachrichtung Metall“ begann ich 1987 im Alter von 27 Jahren. Sie dauerte zweieinhalb Jahre. Zudem habe ich die REFA-Ausbildung 1991 nach einem Jahr erfolgreich abgeschlossen. Beide Qualifikationen erwarb ich nach der Arbeit in der Abendschule. Seit diesem Zeitpunkt bin ich auch im Prüfungsausschuss der IHK tätig. Außerdem bin ich bei Klasmann-Deilmann für die praktische Ausbildung zum Baugeräteführer zuständig – und die Arbeit mit den jungen Leuten macht sehr viel Spaß.
Einige Zeit später, es muss 2001 gewesen sein, bekam ich die Stelle als Feldmeister angeboten. Meine Aufgabe bestand fortan darin, die Einteilung von Maschinen und Personal in den Abbauflächen zu organisieren, ferner die geforderten Qualitäten und Mengen in der Rohstoffgewinnung sicherzustellen. Schließlich übernahm ich aufgrund einer Erkrankung des damaligen Moormeisters dessen Aufgaben und leite seither das komplette Gewinnungsgebiet im mittleren Emsland. In diesem Bereich rund um die Werke Groß Hesepe und Schöninghsdorf gewinnen wir Humintorf aus gepachteten und eigenen Flächen.
In der Nähe meines Elternhauses habe ich 1980 selbst Bauland erworben und dort in viel Eigenleistung mein Haus gebaut. Die Arbeitswege bewältige ich nun jedoch nicht mehr zu Fuß oder per Rad, sondern mit dem Auto.
Kim Karotki: Was war in all den Jahren das prägendste Ereignis für Sie? Was ist Ihnen als größte Veränderung im Unternehmen in Erinnerung geblieben?
Heinz Post: Zum einen war es der Rückgang der Weißtorfvorräte in den 80er Jahren. Die darunter liegenden Schwarztorfreserven brauchten – ganz anders als der Weißtorf – Frostperioden im Winter und wurden auf diese Weise zu Humintorf verarbeitet. Viele neue Maschinen und Anlagen mussten für die Veredelung von Humintorf zu Kultursubstraten im Unternehmen selbst entwickelt und gebaut werden.
Und zum anderen war es der Zusammenschluss der Klasmann Werke GmbH mit den Torfbetrieben der C. Deilmann AG im Jahr 1990. Als echter „Klasmann“ war es spannend zu sehen, woran Deilmann arbeitete, auf welche Weise und mit welchen Maschinen. Beide Unternehmen nutzten für vergleichbare Tätigkeiten teilweise unterschiedliche Techniken. Die beste setzte sich dann eben durch, wir ergänzten uns gut – oder das gemeinsame Know-how führte zu Modernisierungen. Auch die neuen Gewinnungsgebiete von Deilmann im Bereich des Küstenkanals in Augenschein zu nehmen, war interessant.
Außerdem war natürlich die schrittweise Reduktion der Herstellung von Industrietorf prägend. Kurzzeitig fragten sich manche von uns, wie es weitergeht. Aber dank der vorausschauenden Unternehmensführung gab es schnell neue Perspektiven, sei es im Rahmen der Renaturierung von Gewinnungsflächen oder durch das Engagement im Bereich Erneuerbare Energien und Nachwachsende Rohstoffe.
Kim Karotki: Wie haben sich die Arbeit an sich sowie die Zusammenarbeit im Lauf der Jahre verändert?
Heinz Post: Damals war mehr körperliche Arbeit zu verrichten. Heute liegen die Herausforderungen ganz woanders. Die Kollegen, die heute auf den Maschinen sitzen, haben viel mit Technik zu tun und benötigen entsprechendes Fachwissen. Im Laufe der Zeit sind die Maschinen moderner und teurer geworden, sie stellen höhere Ansprüche an die Fähigkeiten derjenigen, die mit ihnen umgehen. Verändert hat sich in diesem Zuge auch die Art der Zusammenarbeit: Wo früher viele Mitarbeiter gleichzeitig in den Flächen tätig waren, ist heute meist Einzelarbeit an der Tagesordnung. Der fachliche Austausch wird natürlich weiterhin gepflegt. Erwähnenswert ist die positive Entwicklung in puncto Arbeitssicherheit. Da hat sich einiges getan und sie ist deutlich besser geworden. Was aber nicht bedeutet, dass wir uns hier ausruhen dürfen!
Kim Karotki: Gab es diesen bestimmten Punkt, an dem Sie gesagt haben: „Jetzt bleibe ich das ganze Arbeitsleben hier“?
Ja, als ich das Angebot bekommen habe, als Führungskraft tätig zu werden. Das war für mich wieder eine neue Herausforderung, die ich gerne angenommen habe. Umso lieber, weil ich mich weiterhin in dem Unternehmen beweisen kann, in dem mein Berufsweg als Jugendlicher vor der eigenen Haustür begann.
Kim Karotki: Wenn Sie einen Blick in die Zukunft wagen: Was sorgt Sie und worauf freuen Sie sich?
Heinz Post: Für jemanden, der mit Torf groß geworden ist, besteht zwar eine Art Grundsorge, wenn es um das Ende des hiesigen Torfabbaus geht. Andererseits treibt Klasmann-Deilmann im Sinne des Klimaschutzes ja die Nutzung alternativer Ausgangsstoffe voran. Und auch auf ehemaligen Gewinnungsgebieten fällt Arbeit an, wenn diese wiedervernässt, aufgeforstet oder für die landwirtschaftliche Folgenutzung hergerichtet werden und im weiteren Verlauf Pflegemaßnahmen nötig sind. Ich bin jetzt 55 und es ist reizvoll für mich, diesen Wandel ebenfalls mitzugestalten und dadurch mein Wissen zu erweitern.