Unternehmen

16.06.2016
Alina Strickmann

Der Standort Vehnemoor wird 100 Jahre alt

Gründung 1916 durch Georg Klasmann

1916, mitten im Ersten Weltkrieg, erwarben Georg Klasmann und Friedrich Graf von Landsberg-Velen ein altes Moorgut und gründeten die Vehnemoor GmbH. Nach dem Krieg begann hier die Torfgewinnung – und 1921 verließen die ersten Ballen das neu erbaute Werk. Bis heute ist das Vehnemoor ein wichtiger Produktionsstandort für Klasmann-Deilmann. Ein Rückblick in die wechselvolle Geschichte der Anfangsjahre …

Es herrschte Krieg im Reich und in Europa und Friedrich von Essern kam mit den Verhältnissen nicht zurecht. Er war verzweifelt und wollte sein Moorgut samt Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, Viehbeständen und Geräten nur noch verkaufen. 1.650 Hektar groß war das Gut am Hunte-Ems-Kanal, für das man sich schließlich auf einen Kaufpreis von 670.000 Mark einigte. Alleiniger Käufer war Georg Klasmann jun. Dieser war seit der Gründung der Heseper Torfwerke GmbH im Jahre 1913 – dieses Ereignis gilt als Geburtsstunde des Unternehmens Klasmann-Deilmann – von deren Eigentümer, dem Landesherrn Friedrich Graf von Landsberg-Velen, als Geschäftsführer auf Lebzeiten eingesetzt worden. In dieser Funktion führte er nun die Verhandlungen um das Moorgut.

vehnemoor_2_160616Den Grafen, der nur drei Jahre zuvor rund eine Million Mark in die Heseper Torfwerke investiert hatte, konnte Georg Klasmann „zunächst nicht für das Objekt interessieren“, wie er in seinen Erinnerungen schreibt. Da der Unternehmersohn weitsichtig war und das Potenzial des Moorguts erkannte, handelte er dennoch und sicherte sich Gut Vehnemoor im Alleingang für jene 670.000 Mark. Diese kühne und selbstsichere Entscheidung schien den Grafen beeindruckt zu haben. Zumindest beteiligte er sich schließlich doch mit 250.000 Mark am Kauf des Moorgutes. So gründeten die beiden Gesellschafter am 21. Juni 1916 die Vehnemoor GmbH, die ihren Sitz bis 1919 in Oldenburg und danach Edewechterdamm hatte. Georg Klasmann übernahm die Aufgabe des Geschäftsführers der Gesellschaft.

Das Moorgut war nun also gekauft und der Plan für den Aufbau eines Torfwerkes stand. Doch die Realität war vorerst eine andere: Der kriegsbedingte Mangel an Material und Arbeitskräften machten den Aufbau eines Werkes vorerst unmöglich. Pragmatisch wie er war, ließ sich Georg Klasmann dadurch jedoch nicht bremsen und forcierte stattdessen die Erweiterung des landwirtschaftlichen Betriebes. So gelang es ihm trotz mancher Widerstände, die landwirtschaftliche Nutzfläche von 20 auf 105 Hektar zu vergrößern und somit mehr als zu verfünffachen. Seinen ursprünglichen Plan zum Bau eines Torfwerkes hatte er dabei aber nicht vergessen.

Als der Krieg vorbei war, begann der Bau des Werkes. Georg Klasmann hatte 1919 die Geschäftsführung an Franz Mecking übertragen, begleitete den Aufbau aber sehr eng. 1921 führte er einen Zeitgenossen über das Gelände, der sich beeindruckt zeigte. „Es werden […] Vorbereitungen getroffen, um mit dem Torfbaggern anzufangen. Auch ist eine Torfstreufabrik für 40.000 Tonnen Jahresleitung im Bau. 30 Hektar sollen jährlich abgetorft werden. Man wird mit einem Kapitalaufwand von 5 Millionen Mark für das Unternehmen rechnen müssen.“

vehnemoor_3_160616Am 10. November 1921 war es soweit und die ersten Ballen verließen das Werk. Die Arbeiter bauten den Weißtorf vorerst noch im Handstich ab. Erst als 1922 die Hochspannungsleitung fertiggestellt war, konnte der maschinelle Abbau mit zwei Wielandt‐Baggern beginnen. Wegen seiner günstigen Lage erlangte das Werk Vehnemoor schnell eine Bedeutung als Exportwerk. Vom nahen Überseehafen Bremen aus wurde der Torf in die USA und auf die Kanarischen Inseln transportiert. 1930 wurden bereits knapp 450.000 Ballen jährlich exportiert. Der mutige Kauf des Moorgutes hat sich offensichtlich rentiert.