Unsere Auszubildenden machen Theater
Schauspielworkshop in Groß Hesepe
Von Dienstag bis Donnerstag hatten unsere Auszubildenden Zeit, bei ihrem Theaterworkshop ein Stück zu erarbeiten. Denn am Freitag mussten sie bereits ihre Premiere im neuen Vortragsraum in Groß Hesepe geben.
Stampfend, mit gelben Gummistiefeln an den Füßen, betreten unsere Auszubildenden in einer Karawane die Bühne. Sie bilden einen Kreis, dem Publikum ist wahlweise die Seite oder der Rücken zugewandt. Dem Publikum wird vermittelt: Hier gibt es eine Gemeinschaft, eine Vertrautheit unter den Theaterspielenden. Rhythmisch bewegen sie sich zu dem eingespielten Song von Nancy Sinatra „These boots are made for walkin‘“, bis dieser abrupt stoppt und die Auszubildenden fluchend auseinanderstieben.
Die Gummistiefel ziehen sich wie ein roter Faden durch das Stück. Ob als „Teleportationsschuh“ beim Golfspielen, als „Vasomat“ für Zimmerpflanzen oder als „Multitool“ auf einem Festival ‑ unsere Auszubildenden stellten unter Beweis, wie vielseitig ein gelbes Paar Gummistiefel sein kann und bewarben es auf clevere, witzige und ironische Weise. So kann das Multitool Getränke kühlen, Essen erhitzen oder die Füße im Gegensatz zu Flipflops ‑ wer hätte es gedacht? ‑ vor Regen schützen. „Multitool ‑ und dein Bier ist immer cool“, „Multitool ‑ und deine Füße sind nie mehr cool“ oder „Multitool ‑ und du bist immer cool“ preisten die Auszubildenden diesen Wunderschuh süffisant lächelnd an.
Mit einem die klassischen Klischees der Hausfrauenwerbung persiflierenden Spot begeisterten unsere Auszubildenden ihr Publikum für den „Vasomat 300 +“. Die Rolle der Verzweifelnden spielte Lorena Ahrens. Ihre Pflanze ist ihr mal wieder eingegangen, gab sie betreten miesepetrig zum Besten. Aber die fesche Freundin (Sabrina Walker) weiß natürlich Rat: „Ich hab da was für dich: den Vasomat!“ Den plakativ-eingängigen Slogan „Ist sie rot, ist die Pflanze in Not. Ist sie grün, wird sie blüh’n“, wiederholten nach dem Stück noch viele Zuschauer mit schallendem Gelächter.
Nur Stiefel?
Zwischen den Zeilen wurde auch deutlich, dass die Stiefel für mehr stehen. Denn als Auszubildender erlebt man vieles zum ersten Mal: Da drückt vielleicht einmal der Schuh, man steht recht wackelig auf den Beinen oder vielleicht zieht es einem auch vereinzelt den Boden unter den Füßen weg. Und dann gibt es diese Tage, an denen man fit ist wie ein Turnschuh und es läuft.
Das konnte man auch von dieser Aufführung behaupten. Unseren Auszubildenden war am Ende ihres Stückes der Applaus sicher, die Zuschauer hatten sich köstlich amüsiert. Die jungen Talente begeisterten nicht nur durch ihre Leistung, innerhalb von nur zwei Tagen ein Stück entwickelt zu haben. Sie überzeugten durch ihren ausdrucksstarken Einsatz von Körper, Stimme und Ton, ihren Witz und ihren Sinn für die Persiflage.
„Die Auszubildenden haben wirklich alles selbst gemacht“, erzählte Theaterpädagogin Liane Kirchhoff von der Theaterpädagogischen werkstatt gGmbH in Osnabrück im Anschluss an das Stück. „Texte, Dramaturgie ‑ wir haben nur gelenkt und ihnen das Handwerkszeug vermittelt.“ Basics des Theaterspielens, ästhetische Gestaltungsmitte, der Einsatz von Körper, Atem und Stimme und das Entwickeln von Figuren sind nur einige der Programmpunkte, welche die beiden Theaterpädagogen Liane Kirchhoff und Michael Walter Schroth den Auszubildenden näher gebracht haben. „Das in der kurzen Zeit auf die Beine zu stellen, war schon eine Leistung.“
Persönlichkeitsentwicklung
Im Gespräch mit unserer Redaktion verrieten die Teilnehmer des Workshops, dass die vier Theatertage wirklich fordernd waren. „Es hat total viel Spaß gemacht, aber abends war man richtig platt“, erzählt Jakob Schoofs. „Ich denke, das lag daran, dass man unglaublich viel zu verarbeiten hatte.“ Der Student der Wirtschaftsinformatik ist vor allem begeistert von den Theaterübungen: Improvisation, Konzentration und auf den anderen zu achten ‑ Haben wir Blickkontakt? Was sagt mir die Körperhaltung meines Gegenübers? ‑ das sei auch nützlich im Alltag.
Auch Sabrina Walker sieht Anknüpfungspunkte für den Alltag: „Zum Beispiel die Wirkung meines Auftretens auf andere ‑ dafür habe ich jetzt ein ganz andres Gespür bekommen.“ Zudem sei der Workshop eine gute Gelegenheit gewesen, um auch die Auszubildenden an dem jeweils anderen Standort kennenzulernen. „Die größten Herausforderungen hat der erste Tag mit sich gebracht. Wir sollten auf Kommando lachen, weinen, schreien oder auch wütend sein und das vor Personen, die ich teilweise noch nie getroffen habe. Nachdem wir uns dann alle kennengelernt haben, waren die anderen Tage gleich leichter zu meistern. Man wurde selbstbewusster und alle haben sich eingebracht.“
Unsere Ausbildungsleiterin Andrea Bruns erklärt, auf welcher Grundlage der Theaterworkshop als Bestandteil der Ausbildung geplant wurde: „Ausbildung ist nicht nur das Vermitteln von Fachwissen, sondern auch Persönlichkeitsbildung. Der Output könne sich sehen lassen, findet sie: „Während des Workshops haben sich die Auszubildenden untereinander gut kennengelernt und sind zu einem Team zusammengewachsen ‑ über Ausbildungsberufe und Standorte hinweg. Sie haben miteinander Szenen erarbeitet, die sie am letzten Tag auf der Bühne einem größeren Publikum präsentiert haben. Dabei waren sie kreativ, haben intensiv miteinander um das Ergebnis gerungen und Durchhaltevermögen gezeigt. Nicht zuletzt haben sie gemeinsam Erfolg erlebt und können stolz sein auf das Gezeigte ‑ eine gute Grundlage für das eigene Selbstvertrauen.“