Jugend forscht in Geeste
Um sich auf den Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ im Februar in Lingen vorzubereiten, experimentieren vier Schüler vom Gymnasium Marianum im Labor und Gewächshaus von Klasmann-Deilmann in Geeste. Sie möchten wissen: Was hat es eigentlich mit dem Hype um effektive Mikroorganismen auf sich? Und welchen Einfluss haben Schadstoffe in der Luft auf Pflanzen?
Mit einem Holzlineal ausgestattet beugt sich Alexander Basenius über seine Basilikum-Testpflanzen im Klasmann-Deilmann-Gewächshaus in Geeste. Ein prüfender Blick auf das Lineal, dann zückt er den Bleistift und trägt den Wert in seine Tabelle ein. Gemeinsam mit seinem Schulkameraden Timo Vähning möchte der Achtklässler untersuchen, was eigentlich hinter dem „Wundermittel“ EM (effektive Mikroorganismen) steckt. „Ich habe im Internet viel darüber gelesen und dachte mir: ‚So toll kann’s doch gar nicht sein‘“, erzählt der Schüler, der in seiner Freizeit gerne gärtnert.
Versuchsreihe mit EM im Substrat
Also haben die beiden bei Klasmann-Deilmann eine Versuchsreihe gestartet: Im Vergleich hat er bei Basilikum- und Paprikapflanzen jeweils die vom Hersteller empfohlene Dosis EM sowie die doppelte Dosis in das Substrat gegeben. Zur Überprüfung beobachten sie außerdem das Wachstum bei Pflanzen ohne die Zugabe von EM. Tatsächlich zeigt sich bisher ein stärkeres Wachstum bei den Jungpflanzen mit EM. Was dahinter steckt möchten die Schüler vom Gymnasium Marianum in Meppen, Alexander und Timo, nun untersuchen, um für den Wettbewerb im Februar eine gute Antwort parat zu haben.
Sebastian Berentzen und Christoph Thale befassen sich mit sogenannten „Aerosolen“. Ein Aerosol ist ein Gemisch aus kleinsten Teilchen in der Erdatmosphäre. Das können Pollen oder Sporen sein, Wüstenstaub oder Meersalz, aber auch vom Menschen erzeugte Partikel aus Verbrennungsprodukten oder anderen industriellen Prozessen. Ihren Fokus haben die beiden Schüler des Marianums auf die Schadstoffe in der Luft gelegt. Sie untersuchen den Einfluss dieser Umweltverschmutzungen auf das Wachstum von Pflanzen.
Für ihre Versuchsreihe bringen sie auf die Samen sowie die späteren Salat- und Kohlpflanzen ein flüssiges Gemisch auf. Es besteht unter anderem aus Butandiol (wird als Lösungsmittel sowie zur Herstellung von Kunststoffen verwendet) und Propylenglykol (Trägerstoff für Farbstoffe und Emulgatoren, auch im Rauch von E-Zigaretten enthalten). „Damit möchten wir die Situation in der Umwelt realitätsnah simulieren“, sagt Christoph. Denn Aerosole sind an der Wolkenbildung beteiligt. Einen Teil der Schadstoffe nehmen Pflanzen deshalb über den Regen auf.
Pflanze widerstandsfähiger machen
In unterschiedlichen Konzentrationen und zeitlichen Abständen werden die Pflanzen mit der Flüssigkeit besprüht, um die Folgen bei ständigem Kontakt mit den Umweltverschmutzungen zu untersuchen. Schon jetzt ist den beiden klar: „Die Pflanzen nehmen nicht nur Schaden durch den direkten Kontakt. Bei den Pflanzen, die wir als Sämlinge besprüht haben, sehen die Blätter auch nicht gut aus. Das deutet darauf hin, dass die Pflanzen die Stoffe auch über die Wurzeln aufnehmen.“ Nun gilt es herauszufinden, wie sich der schädliche Einfluss vermeiden lässt oder welche Möglichkeiten es gibt, die Pflanze widerstandsfähiger zu machen.
Regina Wilkens, Biologie- und Chemie-Lehrerin am Gymnasium Marianum und als MINT-Koordinatorin zuständig für die Vernetzung der Naturwissenschaften an der Schule hatte sich aus gutem Grund mit der Jugend-forscht-AG an Klasmann-Deilmann gewandt: „Vor mehreren Jahren hat schon einmal eine Gruppe hier in Geeste bei Klasmann-Deilmann geforscht. Damals ging es um Terra preta, die Indianer-Schwarzerde. Mit dem Projekt haben die Schüler viele Preise gewonnen.“ An den Erfolg möchte die Lehrerin nun anknüpfen und hofft auf ähnlich gute Ergebnisse beim nächsten Wettbewerb „Jugend forscht“.
Bernd Nordzieke (Research & Development) selbst einst Schüler an dem Meppener Gymnasium nimmt sich gerne Zeit, um den Jugendlichen bei ihrem Vorhaben mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. „So ein Projekt ist eine gute Möglichkeit, junge Menschen für die wissenschaftlichen Aspekte des Gartenbaus zu begeistern.“ Besonders dann, wenn die Zahl der Studienanfänger im Bereich Gartenbau rückläufig ist, liege die Verantwortung auch bei der Branche, das Interesse zu wecken, findet der studierte Agrarbiologe. „Und wenn eine Schule auf uns zukommt, ist es natürlich eine Selbstverständlichkeit, dass wir so ein Vorhaben unterstützen.“
„Jugend forscht“ ist der größte europäische Jugendwettbewerb für Naturwissenschaften und Technik. 1965 wurde er vom damaligen Stern-Chefredakteur Henri Nannen ins Leben gerufen.