Nachhaltigkeit

27.08.2018
Manfred Dechering

Biodiversität auf Torfmoosflächen – Teil 1

Pflanzen von der Roten Liste nachgewiesen

Wie viele Pflanzenarten wachsen auf den Torfmoosflächen von Klasmann-Deilmann? Und welche davon stehen auf der Roten Liste? Mit diesen Fragen beschäftigte sich eine Doktorandin des Instituts für Umweltplanung der Leibniz Universität Hannover. Sie verglich das Pflanzenvorkommen auf den Torfmoosflächen mit denen auf naturnahen Moorstandorten sowie Renaturierungsflächen und kam zu einem erstaunlichen Ergebnis.

Ziel der Torfmooskultivierung ist die nachhaltige Nutzung ehemaliger Torfgewinnungsflächen. Darüber hinaus bieten die Torfmoosflächen einen Lebensraum für bedrohte Tiere und Pflanzen. Das Projekt findet in enger Kooperation mit dem Thünen-Institut Braunschweig und dem Institut für Umweltplanung der Leibniz Universität Hannover statt.

Seit März 2017 untersuchen Amanda Grobe und Lotta Zoch, Doktorandinnen des Instituts für Umweltplanung der Leibniz Universität Hannover, das Tier- und Pflanzenvorkommen auf unseren Torfmoosflächen. Amanda Grobe wies auf den Flächen bedrohte Pflanzen nach, die auf der Roten Liste stehen. Aber was versteht man eigentlich unter der Roten Liste?

Rote Liste

Die Rote Liste weist Tiere und Pflanzen aus, die gefährdet, verschollen oder ausgestorben sind. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) veröffentlicht in regelmäßigen Abständen eine Rote Liste. Neben der internationalen Liste sind in Deutschland die Roten Listen des Bundes und der Bundesländer relevant. Anhand der Roten Listen lässt sich feststellen, wie bedroht einzelne Arten sind. Darüber hinaus zeigen die Listen auf, wo dringender Handlungsbedarf besteht, um vom Aussterben bedrohte Arten zu schützen. Die Roten Listen sind ein Indikator für den Rückgang der weltweiten Biodiversität.

Situation in Deutschland

In Deutschland sind rund 28.000 Pflanzenarten beheimatet. Um eine „Rote Liste der gefährdeten Pflanzen Deutschlands“ zu erstellen, hat das Bundesamt für Naturschutz knapp 50 Prozent der beheimateten Pflanzenarten ‑ insgesamt 13.907 ‑ auf ihre Gefährdung hin untersucht. Von diesen untersuchten Pflanzen stufte das Bundesamt für Naturschutz 3.990 Arten als gefährdet und 512 Arten als ausgestorben ein.

Pflanzenvorkommen auf unseren Torfmoosflächen

Die Untersuchungen von Amanda Grobe ergaben, dass etwa 50 verschiedene Pflanzenarten (Gefäßpflanzen und Moose) auf unseren Torfmoosflächen wachsen. Rund 20 Pflanzen davon stehen auf der Roten Liste, beispielsweise das Mittlere Torfmoos (Sphagnum magellanicum), das Weiße Schnabelried (Rhynchospora alba) und die Rosmarinheide (Andromeda polifolia). Diese Pflanzenarten sind charakteristisch für Hochmoore. Die Doktorandin verglich das Pflanzenvorkommen auf unseren Torfmoosflächen mit dem auf naturnahen Moorstandorten und Renaturierungsflächen. Sie wies auf den naturnahen Moorflächen im Durchschnitt 35 Pflanzenarten nach ‑ 20 davon stehen auf der Roten Liste von Niedersachsen und Bremen. Zum Vergleich: Die Vielfalt auf den Renaturierungsflächen ist mit 15 Arten ‑ davon fünf Arten der Roten Liste ‑ niedriger. Diese Ergebnisse zeigen, dass sich bestimmte hochmoortypische Arten nicht von selbst in Renaturierungsflächen etablieren. Das Ausbringen von Torfmoosen auf ehemaligen Torfgewinnungsflächen kann dagegen die biologische Vielfalt erhöhen. Bisher ist das aktive Einbringen von hochmoortypischer Vegetation wie Torfmoosen nicht vom Gesetzgeber vorgesehen. Unsere Ergebnisse sprechen jedoch dafür, dies als eine Nachnutzungsform zuzulassen. Hierfür müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen angepasst und entsprechende Finanzierungskonzepte wie beispielsweise eine Vergütung für den zusätzlich gebundenen Kohlenstoff oder die höhere Artenvielfalt gefunden werden.

Sie möchten wissen, welche Tiere sich auf unseren Torfmoosflächen niedergelassen haben? Dann klicken Sie hier, um den zweiten Teil zu lesen. Einer der Vertreter ist der Kiebitz.