Wasser marsch!
Feuerwehren üben Löscheinsatz auf Torfflächen
Schweres Gerät und Rohstoffe brennen, Einsatzfahrzeuge haben keinen Zugang: Die Feuerwehren im mittleren Emsland probten den Ernstfall auf einer Gewinnungsfläche der Produktionsgesellschaft Süd.
Der feine Landregen ließ nicht nach. Vom frühen Samstagmorgen bis in den Nachmittag hinein nieselte es ununterbrochen. Für einen Augenblick stand der Einsatz auf der Kippe: Eine groß angelegte Feuerwehrübung im Regen? Nasser, glitschiger, klebriger Torf statt staubigen Torfpartikeln in flirrender Hitze? Doch dann sahen sich die leitenden Einsatzkräfte nur einmal an und jedem war klar: Wir ziehen das hier durch.
Dabei war das Szenario realistisch: Der heiße, dürre Sommer erhöht die Brandgefahr. Trockener Torf gerät in den Motorraum des Baggers und entzündet sich. Der Baggerführer versucht, den Brandherd mit dem Feuerlöscher zu bekämpfen. Doch er hat keine Chance, die Flammen breiten sich aus, greifen auf die Gewinnungsfläche über, und dann sorgt der Funkenflug dafür, dass auch die Vorratsmieten in Brand geraten.
Schnell ist die Feuerwehr alarmiert und kurz darauf erscheint der erste Löschzug. Aber der brennende Bagger steht nicht in der Nähe der befestigten Wege, sondern tief in der Pütte. Die Einsatzfahrzeuge kommen dort nicht hin. Nun greifen die Abläufe, die die Feuerwehr bereits unzählige Male geübt hat. Über mehrere hundert Meter müssen Schläuche ausgerollt, Generatoren ins Feld transportiert und die Verbindung zu den Wassertanks hergestellt werden. Derweil hat sich das Feuer weiter ausgebreitet, zusätzliche Löschzüge werden gerufen und alsbald sind immer mehr Feuerwehrmänner und -frauen aus den umliegenden Ortschaften im Einsatz. Zum Glück kann schnell Entwarnung gegeben werden: Das Feuer ist unter Kontrolle, der Bagger ist bereits gelöscht.
Um bestmöglich auf dieses oder ein vergleichbares Szenario vorbereitet zu sein, übten die Klasmann-Deilmann Produktionsgesellschaft Süd und die umliegenden Feuerwehren nun den Ernstfall.
Feldmeister Heinz Post holte die zuständige Feuerwehr Groß Hesepe an einem festgelegten Ort am Rande des Nordfelds ab und gemeinsam rückte man über befestigte Wege ins Gelände vor. Einsatzleiter Dieter Einhaus ließ Tanklöschfahrzeuge aus Osterbrock und Schöninghsdorf, ein Löschgruppenfahrzeug vom Twist sowie den Einsatzleitwagen aus Osterbrock nachalarmieren. Schon bald waren mehr als 40 Einsatzkräfte im Einsatz. Klasmann-Deilmann stellt einen Traktor bereit, der auf den Einsatz in den Torfflächen ausgelegt ist. Dieser zog einen Schlitten, auf dem sich Schläuche, Generatoren und anderes Einsatzgerät befand, tief in die Pütte hinein. Nach einer erstaunlich kurzen Zeit floss das erste Wasser durch die Schläuche und die Löscharbeiten am imaginären Feuer begannen. 8.000 Liter zusätzliches Löschwasser wurde in einem Tankwaggon mit der Moorbahn herangeschafft.
Auch die Tücken des Moores bekam die Feuerwehr zu spüren. Eines der Feuerwehrfahrzeuge kam vom befestigten Weg ab und versackte im Torf. Schnell war jedoch der Traktor zur Stelle, um den Wagen zu befreien.
Gegen Mittag war die Übung erfolgreich beendet, das Equipment wurde wieder eingesammelt, gereinigt und verladen. Bei der anschließenden Manöverkritik kamen Feldmeister Heinz Post, Christoph Wallmeyer (Procurement Services), Einsatzleiter Dieter Einhaus, Heinz Lübbers als Brandschutzprüfer des Landkreises Emsland, Ortsbrandmeister Heinz Grüter, Abschnittsleiter Wolfgang Veltrup und Gemeindebrandmeister Günter Keiser zusammen. Michael Perschl, Geschäftsführer der Produktionsgesellschaft Süd, bedankte sich bei allen Beteiligten der Feuerwehren für den engagierten und erfolgreichen Einsatz.
„Es ist wichtig, dass wir uns auf den Ernstfall vorbereiten, der hoffentlich niemals kommt“, so Michael Perschl. „Wir lernen voneinander, wir stellen uns auf das Gelände und aufeinander ein, wir erkennen kritische Punkte in den Abläufen – wir werden von Mal zu Mal besser. Es ist gut zu wissen, dass diese Feuerwehren immer in unserer Nähe sind.“
Hintergrund der Feuerwehrübung waren die vergangenen zwei außergewöhnlich trockenen Sommer. Im Sommer 2018 hatten sie bei der Wehrtechnischen Dienststelle Meppen zu einem großflächigen Moorbrand in der Tinner Dose geführt. In 2019 brannte es auf Flächen in Litauen sowie im Renaturierungsgebiet in der Esterweger Dose.