Unternehmen

05.02.2021
Alina Strickmann

Spezialisten aus der ganzen Welt im virtuellen Austausch

Klasmann-Deilmann veranstaltet internationales Innovation Summit

Mehr Innovationen, weniger Torf und immer wieder nachwachsende Rohstoffe. Das Innovation Summit der Klasmann-Deilmann-Gruppe brachte jene Themen voran, die im europäischen Produktionsgartenbau ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Gastredner und Publikum waren aus der ganzen Welt zugeschaltet, gestreamt wurde die virtuelle Veranstaltung aus dem eigens eingerichteten Übertragungsstudio im Innovation Center von Klasmann-Deilmann.

Drei Tage lang folgten mehrere hundert Zuschauer am Bildschirm dem Innovation Summit von Klasmann-Deilmann, den einzelnen Sessions waren bis zu 200 Gäste zugeschaltet. Externe und interne Fachleute erörterten die Situation des Gartenbaus in Deutschland, Europa und in der Welt und wagten einen Blick in die Zukunft der Branche.

Im Zentrum der Gespräche stand die sichere Versorgung mit Rohstoffen für die Substratproduktion. Die von der deutschen Bundesregierung ausgehende Initiative zur Minderung des Torfeinsatzes in Kultursubstraten könnte sich europaweit auf die Versorgungssicherheit für gesunde Nahrungsmittel auswirken. Und so kehrten die Diskussionen immer wieder zu der Frage zurück, ob nachwachsende Ausgangsstoffe in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen und inwieweit sie qualitativ Torf ersetzen können. Die Antworten der Fachleute waren differenziert, da bereits seit Jahren große Mengen an gut etablierten Rohstoffen genutzt werden. Angesichts des Branchenwachstums und der nach wie vor einzigartigen Eigenschaften von Torf waren sich dennoch alle Rednerinnen und Redner einig, dass es ohne diesen Rohstoff bis auf Weiteres im Produktionsgartenbau nicht gehen wird.

Anlass der Veranstaltung war die coronabedingt ausgefallene Internationale Pflanzenmesse (IPM) 2021. Das Innovation Summit bot eine virtuelle Plattform, um Kunden, Vertriebspartnern, Verbänden und vielen anderen Interessierten zum Saisonbeginn dennoch einen Einblick in die jüngsten Entwicklungen in der Branche zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang informierte Klasmann-Deilmann auch über eigene Produktneuheiten. Im Fokus standen dabei das Anzuchtsystem Growcoon, die Internetplattform Log&Solve sowie eine Reihe neuer Substratmischungen mit einem höheren Anteil alternativer Rohstoffe.

Geschäftsführer Moritz Böcking gab außerdem bekannt, dass Klasmann-Deilmann die eigenen Produktionskapazitäten erweitert und fortan auch in China, Japan, Australien und Südfrankreich Substrate herstellt. Erst vor wenigen Tagen war darüber hinaus die Errichtung einer Substratfabrik im Papenburger Hafen ab 2025 angekündigt worden.

Prof. Dr. Bernhard Beßler, Leiter des Geschäftsbereiches Gartenbau in der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen, legte seine Sicht auf Chancen und Herausforderungen der Torfreduktion dar und ermunterte dazu, „am Anfang eines Weges nicht gleich an seine Grenzen zu denken.“

 

Dr. Hans-Joachim Brinkjans, stellvertretender Generalsekretär im Zentralverband Gartenbau (ZVG) verwies u. a. auf die herausfordernde Situation im Produktionsgartenbau, die nicht allein durch die Corona-Krise erschwert wird, sondern gleichzeitig durch CO2-Steuer, die Diskussion um die Torfreduktion, zunehmende Einschränkungen im Pflanzenschutz und den steigenden Kosten- und Wettbewerbsdruck gekennzeichnet ist. Er forderte dazu auf, dass Gartenbaubetriebe, Lieferanten wie die Substratindustrie, Verbände wie der ZVG und die Politik noch enger zusammenarbeiten.

Prof. Dr. Brian Jackson vom Horticultural Substrates Laboratory an der North Carolina State University, USA, gewährte einen eindrucksvollen Einblick in die Details seiner Forschungsprojekte zu Holzfasern und deren Aufbereitung, um möglichst nahe an einen echten Torfersatz heranzureichen.

Dr. Jean-Charles Michel, Dozent für Kultursubstrate und Bodenphysik am L’Institut Agro/Agrocampus Ouest in Frankreich, berichtete über seine wissenschaftlichen Aktivitäten im Substratbereich und machte deutlich, dass am Ende „alles eine Frage der Rohstoffe“ ist und dass deshalb weiterhin mit Hochdruck nach neuen Lösungen geforscht werden muss. 

Renke zur Mühlen, der seit Jahrzehnten eine renommierte Baumschule in Nordwestdeutschland betreibt, schrieb der Corona-Pandemie die erfreuliche Entwicklung zu, dass dem Gartenbau eine völlig neue Wertschätzung entgegengebracht wird und „unsere Pflanzen durch die Krise geadelt wurden.“

Renee Snijders, Mitbegründerin der internationalen NGO Eatthis aus Costa Rica, ging der Frage nach, wie die Menschheit ernährt werden kann, ohne dabei Welt und Klima weiter zu schaden. In ihrem Impulsvortrag unterstrich sie die Bedeutung von gutem und gesundem Essen und zeigte auf, welchen Beitrag der Gartenbau und die Substratbranche dort leisten. „Wir müssen unser Verhalten überdenken und den Anbau von Obst und Gemüse so verändern, dass wir in Zukunft alle Menschen mit guten Lebensmitteln versorgen. Dabei spielt der Gartenbau eine wichtige Rolle.“

Als Gesprächspartner seitens Klasmann-Deilmann waren die Geschäftsführer Moritz Böcking und Bernd Wehming sowie Jack van Batenburg (International Sales Coir), Franziska Craayvanger (Project Manager Growcoon), Bert Desmet (Managing Director Sales Asia Pacific), Kazimieras Kaminskas (Managing Director Production Lithuania), Dr. Sebastian Kipp (Head of R&D), Hermann Konnemann (R&D), Dr. Horst Kupschus (Managing Director Sales Europe), Carmen Mecklenburg (Head of Corporate Marketing), Michael Perschl (Managing Director Production Germany), Jens Thien (IT) und Co-Anne van Waaij (Sales Benelux) beteiligt.

„Das Innovation Summit war ein voller Erfolg“, resümiert Moritz Böcking. „Wir haben ausgewiesene Fachleute aus der ganzen Welt mit unseren Spezialisten zusammengebracht und wegweisende Diskussionsforen ermöglicht. Kunden, Partner und viele weitere Teilnehmer aus dem Produktionsgartenbau erhielten einen fundierten Blick auf Gegenwart und Zukunft der Branche. Wir werden den internationalen Austausch virtuell weiter voranbringen. Gleichzeitig hoffen wir alle sehr, dass wir unsere Kunden und Partner schon bald wieder persönlich besuchen können.“