Pflanzen klimafreundlich kultivieren
Forschungsprojekt zu „geschlossenen Pflanzenproduktionssystemen“
Klasmann-Deilmann führt ein Projekt zur nachhaltigeren Pflanzenproduktion durch. Ziel ist es, bis 2021 Gewächshaussysteme zu identifizieren, mit denen Treibhausgas-Emissionen aus der Pflanzenproduktion weiter gesenkt sowie weniger Wasser und Dünger genutzt werden sollen.
Der offizielle Titel des Verbundprojekts lautet „Technische Verfahren für geschlossene Pflanzenproduktionssysteme zur Minderung von THG-Emissionen und klimawandelbedingtem abiotischen Stress“, abgekürzt MinTHG. Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung.
Dr. Stefanie Grade, Director Research & Development, verantwortet das Teilprojekt von Klasmann-Deilmann.
Frage: Stefanie, worum genau geht es im MinTHG-Projekt?
Stefanie Grade: Das Projekt zielt auf die Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen im Unterglasanbau. Im Fokus stehen die Produktion von Tomaten und Erdbeeren. Damit werden gleich drei strategisch wichtige Themen angesprochen:
- die Zukunft des Produktionsgartenbaus und das heißt natürlich auch die Zukunft von Klasmann-Deilmann und die Zukunft unserer Kunden
- unsere Kompetenzen in der Ernährungswirtschaft, die für uns ein sehr wichtiges Absatzsegment bildet, auch im Sinne der Nachhaltigkeit
- und unsere Bemühungen, einen nennenswerten Beitrag zur Senkung von Emissionen bei der Pflanzenproduktion zu leisten, vor allem natürlich bei unseren eigenen Produkten.
Frage: Das MinTHG-Projekt ist ein „Verbundprojekt“. Was ist damit gemeint?
Stefanie Grade: Wir führen das Projekt nicht alleine durch, sondern haben es gemeinsam mit anderen konzipiert und auf den Weg gebracht. Neben Klasmann-Deilmann sind die Humboldt-Universität zu Berlin, die RAM GmbH Mess- und Regeltechnik und die DH Licht beteiligt und gemeinsam haben wir das Verbundprojekt bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) eingereicht. Mit Erfolg!
Frage: Was versteht man unter „abiotischem Stress“ und inwieweit wird er durch den Klimawandel verschärft?
Stefanie Grade: Pflanzen, die während der Kultur im Gewächshaus Stressfaktoren ausgesetzt sind, entwickeln sich nicht optimal. Im Pflanzenbau kann abiotischer Stress unter anderem durch die Umweltfaktoren Licht, Wasser, Temperatur oder Luftfeuchtigkeit verursacht werden. Im Substrat können hohe Salzkonzentrationen oder der falsche pH-Wert Stress verursachen. Die globale Erderwärmung, die durch die Emissionen von Treibhausgasen beschleunigt wird, wird alle Umweltfaktoren beeinflussen. Im Unterglasanbau muss darauf durch Anpassung der Kultur reagiert werden. Wenn zusätzlich Treibhausgas-Emissionen reduziert werden können, wäre das optimal.
Frage: Mit welchen Ansätzen sollen im MinTHG-Projekt Treibhausgas-Emissionen gemindert werden?
Stefanie Grade: Die Humboldt-Universität beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Minimierung des Einsatzes von Energie im Unterglasanbau. Die meisten Gewächshäuser werden mit fossilen Energieträgern geheizt. Das verursacht natürlich CO2-Emissionen. Der Wärmeverlust über die Gewächshausoberfläche kann mit moderner Verglasung und Energieschirmen gut reduziert werden. Ein Problem ist die Luftfeuchtigkeit. Diese wird meistens durch Öffnen der Lüftung reduziert, wodurch viel Wärme verloren geht. An der HU Berlin wird nun ein neuartiger Ansatz getestet, um mit einem Wasservorhang die Luftfeuchtigkeit zu reduzieren. Bei der Optimierung der Klimaführung ist RAM Experte – auch unser Gewächshaus in Geeste hat einen RAM-Klimacomputer. DH Licht wird die Belichtung optimieren. Es sollen wassergekühlte LEDs eingesetzt werden, die besonders energieeffizient sind.
Frage: Welche Rolle hat Klasmann-Deilmann in diesem Projekt?
Stefanie Grade: Unser Teilprojekt beschäftigt sich mit dem Substrat. Beim hydroponischen Anbau von Tomatenpflanzen werden ca. 150 m³ Steinwolle pro ha und Jahr benötigt. Bei der Herstellung von 1 m³ Steinwolle werden 167 kg CO2 freigesetzt. Wir werden die Steinwolle durch nachwachsende Rohstoffe ersetzen, indem wir zu Versuchszwecken sogenannte „Growbags“ mit GreenFibre, Hanf oder Sphagnum herstellen, in denen die Tomaten wachsen können. Im späteren Verlauf des Projekts wollen wir uns mit der Erdbeerkultur beschäftigen. Wir werden Substrate aus 100 % alternativen Ausgangsstoffen in einem Bereich einsetzen, in dem wir bislang nicht aktiv sind. Das passt sehr gut zu unserem strategischen Ziel, bis 2020 einen Gesamtanteil von 15 % alternativen Ausgangsstoffen an der Gesamtproduktion zu erreichen.
Frage: Vielen Dank, Stefanie, wir wünschen dir und deinem Team viel Erfolg bei der Umsetzung.
Auch auf politischer Seite sorgte das Verbundprojekt schon im Vorfeld für Aufmerksamkeit. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner informierte den hiesigen Bundestagsabgeordneten Albert Stegemann in einem persönlichen Brief über den Erfolg. „Die Klasmann-Deilmann-Gruppe ist ein weltweiter Innovationstreiber bei Substraten und Erden“, so der CDU-Abgeordnete. Daher sei es nur folgerichtig, das Unternehmen aus Geeste in das Verbundprojekt MinTHG, einzubinden. „Als Politik verstehen wir uns als Partner der Unternehmen. Gemeinsam arbeiten wir an mehr Umwelt- und Klimaschutz aber auch an der Tierhaltung von morgen. Daher fördern wir gezielt Projekte in diesen Bereichen und unterstützen innovative Ansätze im ländlichen Räum oder der Digitalisierung. Unsere heimischen Unternehmen sollen auch morgen wettbewerbsfähig und zu gleich nachhaltig produzieren können“, so Stegmann.“
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter nachstehendem Link:
http://www.unter-2-grad.de/minthg.html