Mit 16 entscheiden wie Manager
Wirtschaftsplanspiel für Schülerinnen und Schüler bei Klasmann-Deilmann
Welche Entscheidungen müssen Manager täglich treffen und warum? Das konnten Schülerinnen und Schüler des Windthorst-Gymnasiums Meppen jetzt eine Woche lang nachempfinden. In unserem Innovation Center in Geeste nahmen sie am Management Information Game (MIG) unter der Leitung des Bildungswerks der Niedersächsischen Wirtschaft teil. Dies bot Gelegenheit, auch komplexere wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen.
Schülerinnen und Schüler schreiben eifrig mit, als Thomas Kühn vom Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gGmbH (BNW) die Wachstumsprognosen für das kommende Quartal ansagt. Der Bildungsreferent und MIG-Planspielleiter weist auf die Entwicklung der Löhne in der Branche hin und ergänzt, dass aufgrund der gestiegenen Spritpreise die Transportkosten um fünf Prozent angehoben wurden. Diese Parameter gilt es zu berücksichtigen, als die Elftklässler an ihrem zweiten Tag des Wirtschaftsplanspiels die Aufgabe erhalten, ein Angebot für den fiktiven „Elektromarkt“ zu erarbeiten. Dieser stellt in Aussicht, als Exklusiv-Vertreter das neu entwickelte Produkt zu vertreiben, knüpft daran aber eine Reihe von Forderungen. Damit steht das Ziel fest ‑ drei konkurrierende Teams machen sich an die Arbeit.
Beim Management Information Game (MIG) geht es darum, dass Schülerinnen und Schüler sich mit den vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Einzelunternehmen und der Gesamtwirtschaft auseinandersetzen. Volks- und betriebswirtschaftliche Zusammenhänge werden ihnen in Impuls-Vorträgen erklärt, bevor sie diese in der Gruppenarbeit anwenden und sich als Entscheider in Unternehmen ausprobieren können.
Und am Abend des vierten Tages dieser wirklich fordernden Woche mussten sich die Schülerinnen und Schüler in dieser Rolle auch beweisen. Vor einem Publikum von etwa 70 Personen präsentierte jede Gruppe ihr Produkt. Das Publikum, bestehend aus den Eltern der Schülerinnen und Schüler sowie Vertreterinnen von Klasmann-Deilmann, dem Rotary Club Meppen, dem Industriellen Arbeitgeberverband Osnabrück ‑ Emsland ‑ Grafschaft Bentheim und dem Windthorst-Gymnasium Meppen, repräsentierte den „Elektromarkt“. Sie alle gaben am Ende Stimmen ab, um einen Sieger bzw. das Unternehmen, das den Zuschlag erhält, zu ermitteln.
„Ich war wirklich sehr aufgeregt, vor einer so großen Gruppe zu sprechen, mit Menschen, von denen ich die meisten nicht kenne und die alle deutlich älter sind als ich“, erzählte Vincent Kreutzmann im Interview. „Daran kann man nur wachsen, seine Angst zu überwinden. Ich habe viele der Fragen aus dem Publikum beantwortet, aber durch die Gruppe war ich gut vorbereitet“, sagt der 16-jährige „Vorstandsvorsitzende“ seines Unternehmens. „So hatte ich genug Hintergrundwissen, um auch spontan reagieren zu können.“ Celina Nedow ergänzte: „Jeder hatte seine Aufgaben. Jeder war gleich wichtig. Dadurch war die Teamarbeit viel intensiver und auch praxisnäher als das in der Gruppenarbeit in der Schule oft der Fall ist.“
Auch der Lernortwechsel war für die Schülerinnen und Schüler eine wichtige Erfahrung. „Es war interessant zu sehen, wie es in einem Unternehmensgebäude aussieht. Man bekommt so ein Gefühl dafür, wie es später mal sein wird“, meint Sophie Steppuhn. Gesa-Marie Anneken sagte: „In der Schule wäre das Projekt nicht so intensiv gewesen. Dort ist man oft abgelenkt, hier haben wir zusätzlich Einblick in den Betrieb bekommen.“ Das findet auch Kevin Johnson: „Dass man in einem Umfeld ist, das zum MIG passt, macht sehr viel aus. Außerdem mussten wir die gesamte Gruppenarbeit selbst planen und organisieren. Auch für die Präsentation musste alles koordiniert werden. Die gesamte Koordination übernimmt in der Schule meistens der Lehrer.“
Der Einblick in wirtschaftliches und unternehmerisches Handeln kann auch für die Berufsorientierung hilfreich sein. Hannah Schärich sagte: „Ich habe immer gesagt, dass ich mir nicht vorstellen kann, im Büro zu arbeiten. Jetzt war ich aber zuständig für die Zahlen und habe plötzlich gemerkt, dass das gar nicht eintönig ist und ich mir das jetzt doch sehr gut für mich vorstellen kann.“
„Natürlich geht es nicht darum, dass später alle Schülerinnen und Schüler BWL studieren. Aber es ist wichtig, dass sie verstehen, wie Wirtschaft funktioniert. Wenn sie beispielsweise etwas in der Zeitung lesen, können sie das jetzt besser einordnen“, erklärte Daniel Albers, Wirtschaftslehrer am Windthorst-Gymnasium. „Wirtschaft ist in Niedersachsen noch ein relativ neues Fach an der Schule. Das Wirtschaftsplanspiel ist eine sehr gute Ergänzung zum Unterricht, weil die Schüler teils sehr komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge durch ihre eigenen Erfahrungen viel leichter aufnehmen. Außerdem mussten sie etwas präsentieren, sich selbst vor einer großen Gruppe darstellen, Ergebnisse vollkommen selbstständig erarbeiten ‑ und das ist ja genau das, was wir möchten, die Schülerinnen und Schüler zum selbstständigen Menschen zu bilden.“
Klasmann-Deilmann trat bereits öfters als Gastgeber für MIG auf, das letzte Mal im Sommer 2014. „Nachdem unsere Baumaßnahmen zum Abschluss gekommen sind und wir in unserem Innovation Center in Geeste über völlig neue räumliche Möglichkeiten verfügen, war für uns klar, dass wir wieder das Wirtschaftsplanspiel unterstützen würden“, sagte Moritz Böcking, Geschäftsführer der Klasmann-Deilmann GmbH. „Unsere Academy, das Herzstück unseres Innovation Centers ist auch für uns der Ort, an dem wir lernen möchten. Deshalb freuen wir uns, dass wir in Zusammenarbeit mit Schulen, auch einen Lernort für Schülerinnen und Schüler bereitstellen konnten. Diese jungen Menschen sind der Nachwuchs von morgen. Sie sind unsere Zukunft.“
Gefördert wurde die Veranstaltungswoche vom Rotary Club Meppen. Wissensinput bekamen die Schülerinnen und Schüler außerdem von Fachleuten verschiedener Unternehmen aus der Region wie Barmer Meppen, david uk Unternehmenskommunikation, der Emsländischen Volksbank sowie der Steuerberatungsgesellschaft Heinrich von Basum.