Nachhaltigkeit

04.09.2024
Dirk Röse

Einvernehmliche Lösung gefunden

Torfgewinnung in Rühlermoor endet mit tragfähigem Flächenkonzept

Klasmann-Deilmann hat die Torfgewinnung im Gebiet Rühlermoor Nord beendet. Ein mehrjähriges Mediationsverfahren mit zahlreichen Landeigentümern, der Erdölindustrie und dem Landkreis Emsland führte nun zu einer einvernehmlichen Lösung zur Nachnutzung der Flächen. Wiedervernässung und landwirtschaftliche Folgenutzung sind entsprechend den behördlichen Vorgaben umgesetzt.

Das Areal Rühlermoor Nord liegt zwischen der emsländischen Gemeinde Twist und der gleichnamigen Anschlussstelle zur BAB 31. Auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 123 ha gewann Klasmann-Deilmann hier seit 2005 Schwarztorf, der insbesondere in der Ernährungswirtschaft für den Anbau von Gemüse eingesetzt wurde.

In den Genehmigungsauflagen für die Rohstoffgewinnung war ursprünglich festgelegt worden, dass die Flächen nach Beendigung der Aktivitäten für eine landwirtschaftliche Folgenutzung hergerichtet und durch Wiedervernässung dem Natur- und Klimaschutz zur Verfügung gestellt werden. Vorgeschrieben waren darüber hinaus neue Entwässerungsgräben. Angenommen wurde seinerzeit, dass während der Laufzeit eine umfassende Flurbereinigung durchgeführt und die Erdölgewinnung eingestellt wird.

„Es fand jedoch keine Flurbereinigung statt“, erläutert Moritz Böcking, Geschäftsführer der Klasmann-Deilmann-Gruppe, „und es wird weiter Erdöl in Rühlermoor Nord gefördert. Unter diesen Umständen war es nicht möglich, die geplante Folgenutzung für Landwirtschaft und Naturschutz umzusetzen. Daher musste die Folgenutzung des ganzen Gebiets neu entwickelt werden, was zu vielschichtigen Interessenskonflikten zwischen den Beteiligten führte. Die Einbindung von Herrn Dr. Vinzenz Bauer von der Landwirtschaftskammer als Mediator und die Kompromissbereitschaft der Beteiligten brachten die einvernehmliche Lösung voran, auf deren Ergebnis wir nun zufrieden blicken können.“

Die langgestreckten Eigentumsflächen in Rühlermoor Nord dehnen sich fächerförmig von Nordwesten nach Südosten aus. Darin eingebettet wurde nun ein zusammenhängendes Areal für die Wiedervernässung und den Naturschutz, das durch die Bereitschaft der Gemeinde Twist und der Niedersächsischen Landgesellschaft mbH nun noch größer ausgefallen ist als in der ursprünglichen Planung.

Auch für andere Herausforderungen mussten Lösungen erarbeitet werden. So querten vorgesehene Gräben die Wege und Anlagen der Erdölindustrie, auch die Zuwegung zu den landwirtschaftlichen Flächen war nicht geregelt. Es bestanden Pachtverträge mit Klasmann-Deilmann und parallel dazu Nutzungsvereinbarungen mit der Erdölindustrie. In vielen Fällen widersprachen die Vereinbarungen einander oder waren nicht eindeutig.

„Um die Interessenskonflikte zu lösen, entschieden sich die Beteiligten für den Weg der Mediation“, berichtet Dr. Vinzenz Bauer. „Wir installierten ein Gremium, in dem die Entscheidungsträger von Landkreis, Erdölindustrie, Flächeneigentümern und Klasmann-Deilmann immer wieder zusammenkamen. Gemeinsam erreichten wir schließlich eine tragfähige Lösung.“

„Diesen Prozess haben wir gerne positiv begleitet, unterstützt und dafür Räumlichkeiten der Gemeinde Twist als zentralen Anlaufpunkt für viele konstruktive und zielorientierte Sitzungen zur Verfügung gestellt“ so Petra Lübbers, Bürgermeisterin der Gemeinde Twist.

Im Hinblick auf die zukünftige Aufteilung und Nutzung von Rühlermoor Nord wurden sämtliche Details zu den Genehmigungen, zur landwirtschaftlichen Nutzung, zum Naturschutz, zur Erdölindustrie und zum zeitlichen Rahmen diskutiert und bewertet. Hierzu trafen sich die Beteiligten in diversen Arbeitsgruppen, über deren Ergebnisse regelmäßig informiert wurde.

Parallel dazu richtete Klasmann-Deilmann im ständigen Dialog mit den Partnern des Moderationsverfahrens die Flächen für Naturschutz bzw. Landwirtschaft her. Als letzter Baustein wurde das Entwässerungssystem neu geplant und realisiert. Ende 2023 lag die wasserrechtliche Änderungsgenehmigung vor, der alle Beteiligten ihr Einverständnis erteilten. Damit bestand auch Rechtssicherheit für den Grabenbau, der im August 2024 durch den Landkreis Emsland als genehmigungskonform abgenommen wurde. Die praktischen Arbeiten sind damit abgeschlossen und das erfolgreiche Mediationsverfahren kann zum Abschluss gebracht werden.

„Unser Dank gilt allen Beteiligten, die konstruktiv und kompromissbereit zu diesem guten Ergebnis beigetragen haben“, so Moritz Böcking. „Niemand von uns hat das Maximum erreicht, wir alle mussten in Teilen auf unsere Interessen verzichten. Aber in der Summe haben wir eine einvernehmliche Lösung gefunden und ein zukunftsfähiges Flächenkonzept umgesetzt.“